logotype

035 Weislauf auf dem Wege der Besserung

Das Vilkas fort wollte, stimmte Akkirah wieder traurig. Sie war zwar bemüht es sich nicht anmerken zu lassen, aber es gelang ihr nicht. Sie fing an sich wieder zurückzuziehen. In der Nacht weinte sie zum ersten Mal seit Tagen wieder heftig. Vilkas wusste nicht wie er seine Frau trösten solle. Aber er war entschlossen, nach Markath zu gehen. Mercer durfte nicht davon kommen und dafür würde er alles tun.

Am nächsten Tag saß Akkirah meist schweigend im Hof. Alle Versuche der anderen, sie zu irgendwelchen Tätigkeiten zu animieren misslangen. Die Gefährten wussten sich was sie machen sollten, denn sie verstanden nicht so recht, wie eine Verwundung einen so Mitnehmen konnte. Denn schließlich ging es ihr doch schon viel besser und sie konnte langsam wieder mit trainieren anfangen.

In der Nacht vor der Abreise versuchte Akkirah Vilkas noch mal zu bitten nicht zu gehen, aber sein Entschluss stand fest. Als es am folgenden Morgen Zeit war zur Kutsche zu gehen, wollte Akkirah am Liebsten in Jorrvaskr bleiben, aber dann ging sie doch mit den Zwillingen und Aela mit zu den Ställen um sich dort von den beiden zu verabschieden. Bevor Vilkas auf die Kutsche stieg nahm er sie noch mal fest in den Arm. "Bitte verstehe mich, mein Herz, ich muß das tun. Mercer darf uns nicht entwischen und je länger wir warten desto größer ist die Möglichkeit, dass er verschwindet." Sie sah ihn traurig an. Er hatte ja Recht, aber sie wollte bei ihm sein. Der Kutscher wurde schon ungeduldig weil er langsam los musste. Aela zog Akkirah sanft von Vilkas zurück und er stieg auf. Dann fuhr die Kutsche ab.

Akkirah und Aela standen noch lange da und sahen den Zwillingen nach. Als die Kutsche aus ihrem Blick verschwand nahm Aela Akkirah in Arm und ging langsam mit ihr zurück zur Stadt hoch. Als sie den Stall passiert hatten hielt Aela plötzlich an.

"Schwester, sagt mir, was ist wirklich vorgefallen? Es muß mehr dahinter stecken, als dieser Mordversuch an euch, um euch so zu verstören."

Akkirah schüttelte den Kopf. Sie wollte nicht drüber sprechen, aber dann plötzlich fing sie an zu weinen. Aela nahm sie in sie in die Arme. Und versuchte sie zu trösten. Sie zog sie auf die Felsen am Wegesrand, wo sie sich dann hinsetzten. Und dann brach es aus Akkirah hervor. Sie erzählte, dass sie ihr Kind verloren hatte und auch das Vilkas davon nichts wusste. Und das sie sich die Schuld an dem Unglück gab. Nachdem Akkirah alles erzählt hatte, schwieg Aela erst mal. "Bitte erzählt es niemand anderen, Schwester", bat Akkirah dann. Aela nickte. "Ja, das geht keinen weiter etwas an, außer euch und Vilkas. Ihr habt da mein Wort drauf." Irgendwie fühlte sich Akkirah, nachdem sie endlich über alles gesprochen hatte, etwas besser. Als wäre ihr ein riesiger Stein von de Brust genommen worden, der sie wieder freier Atmen ließ. Langsam versiegten ihre Tränen. Nachdem sie noch eine Weile dagesessen hatten, brachte Aela Akkirah hoch nach Jorrvaskr. "Legt euch bis Mittag noch etwas hin. Und nach dem Essen, fangen wir an, gemeinsam etwas mit dem Bogen zu üben. Und morgen Nachmittag gehen wir auf die Jagd. Die Fleischvorräte gehen langsam zu Ende." Akkirah nickte und folgte den Anweisungen ihrer Schildschwester.

Nachdem sie etwas geruht hatte, kam Akkirah zurück in die Halle. Vignar und Brill trieben sich wahrscheinlich im Trunkenen Jägersmann rum. Athis und Torvar waren unterwegs Richtung Windhelm um zwei entflohene Sträflinge zurück zu holen. Von Aela war auch nichts zu sehen und Rhia versuchte verzweifelt, den kleinen Frogar davon zu überzeugen, dass er schreiben lernen sollte. Tilma war dabei das Mittagessen vorzubereiten. Als Aela die Halle betrat sprang Frogar auf und rannte ihr entgegen. "Wo sind Vilkas und Farkas? Wie soll ich lernen mit dem Schwert zu kämpfen wenn sie es mir nicht zeigen?"

Rhia schüttelte hilflos den Kopf. "Frogar, kommt zurück und setzt euch wieder hin. Wir waren noch nicht fertig."
"Ich will aber nicht mehr!" Er stampfte wütend mit dem Fuß auf. "Akki, ihr seid doch der Herold, sagt ihr ich muß das nicht lernen."
Rhia verdrehte die Augen. "So geht das schon die ganze Zeit. Ich weiß nicht was ich noch mit ihm machen soll."
Akkirah stand im ersten Moment da und wusste nicht was sie tun sollte. Die Situation war irgendwie komisch, aber das Lachen fiel ihr immer noch schwer. Und es wäre jetzt eh unangebracht gewesen. Also seufzte sie nur und kniete sich vor dem Jungen nieder.
"Frogar, ihr wollt doch ein guter Gefährte werden, wenn ihr älter seid, oder nicht?" Der Junge nickte heftig. "Ja das will ich. Ich will werden wie die Zwillinge und genau so mit dem Schwert kämpfen können wie sie."
"Es freut mich zu hören, dass ihr wie die beiden werden wollt." Sie sah ihn lächelnd in seine vor Freude strahlenden Augen. Wenn er so schaute, sah er fast hübsch aus, trotz der Narbe die sein Gesicht zierte, wo ihn der Säbelzahntiger erwischt hatte. "Aber wenn ihr das wirklich wollt, müsst ihr euch wieder zu Rhia setzten und weiter lernen. Wie wollt ihr sonst Botschaften lesen können, die man euch wenn zusendet?"
"Der Bote soll mir gleich sagen, was er in der Nachricht drinnen steht. Dann brauche ich es nicht lesen."
"Und was wenn es ein falscher Bote ist, der euch in eine Falle locken will? Woher wollt ihr das dann wissen?"
Der Junge schwieg nachdenklich.
"Oder was wenn es um etwas geht, von dem niemand außer den Gefährten wissen soll? Oder der Bote stürzt und schlägt sich den Kopf auf und vergisst dadurch was er Übermitteln sollte?"
Der Junge senkte den Kopf.
"Darum ist es wichtig lesen und schreiben zu können. Die Zwillinge beherrschen es auch."

Damit hatte sie Frogar dann überzeugt. Er schlich zurück zu Rhia und sie nahmen die Übungen wieder auf. Rhia warf ihr einen dankbaren Blick zu. Akkirah beobachtet die beiden eine Weile dann ging sie zu Tilma und fragte, ob sie ihr irgendwie helfen konnte. Die alte Frau bat sie schon mal den Tisch zu decken. Das Essen wäre bald fertig.

Nach dem Essen holte Akkirah ihren Bogen aus Ebenerz hoch und begab sich auf dem Hof, wo sie mit Aela üben wollte. Auch Rhia und Frogar gesellten sich dazu, wobei die beiden sich nur zum Zuschauen an einen der Tische setzten. Als Akkirah sich mit ihrem Bogen bereit machen wollte, fragte Aela sie ob sie nicht lieber einen leichteren Jagdbogen zu Anfang nutzen wollte. Akkirah sah sie Verständnis los an. Einige Augenblicke späte war ihr klar, was Aela meinte… Warum hatte sie da nicht selbst dran gedacht. Sie war viel zu schwach um ihren schweren Bogen spannen zu können. Ihr Pfeil flog wenige Meter vor ihr in den Dreck.

"Hmmm….. Ich glaube Vilkas hat etwas übertrieben als er eure Bogenkünste in den Himmel lobte", grinste Aela. "Ihr kennt ihn doch", meinte Akkirah und grinste zurück. Als sie das sagte merkte sie, wie sehr er ihr jetzt schon fehlte. Sie versuchte die Gedanken zu verscheuchen und ging zu den Ständern mit den Übungsbögen und nahm sich einen, der nicht so viel Kraft benötigte. Aber auch damit war sie weit von ihren Fähigkeiten entfernt. Sie war schon immer froh wenn sie die Zielscheibe traf. Nach etwas mehr als einer Stunde musste sie aufhören, da sie nicht mehr konnte. Sie beschloss einen Spaziergang zu den Ställen runter zu machen. Sie hatte ihr Pferd seit Tagen vernachlässigt. Sie wusste Das Farkas sich drum gekümmert hatte, da Vilkas meist in ihrer Nähe war. Das muß sich wieder ändern, sagte sie sich. Sie kaufte bei Charlotta ein paar Möhren und ging hinunter. Aela ermahnte sie, sie möge nicht auf dumme Gedanken kommen und hinter Vilkas her reiten. Akkirah schüttelte den Kopf "Macht euch keine Sorgen, das habe ich nicht vor, wenn ich nicht mal eine Bogen spannen kann, wie soll ich da die Kraft aufbringen mehr als ein paar Schritt zu reiten?" Wobei, daran gedacht hatte sie schon. Aber die Vernunft war doch größer.
Am Abend fiel sie todmüde ins Bett. Als sie alleine war, merkte sie wie sehr sie Vilkas vermisste. Hoffentlich kam er bald zurück und bekam die Informationen. die er haben wollte. Unruhig und traurig schlief sie ein.

Am nächsten Morgen ging Akkirah noch vor dem Frühstück zum Stall und putzte ihr Pferd und machte einen kurzen Ausritt. Anschließend versuchte sie sich mit der schwierigen Aufgabe, Frogar das Lesen und Schreiben beizubringen und am Nachmittag ging sie wie am Vortag geplant mit Aela auf die Jagt. Sie nahmen Adelante mit, damit sie ihre Beute hinterher transportieren konnte.

Die nächsten Tage verliefen ähnlich ab. Akkirah wurde von Tag zu Tag wieder kräftiger und bald schon traf sie zu mindestens mit einem leichten Bogen wieder jedes Ziel. Solange Akkirah tagsüber beschäftigt war verlief die Zeit wie im Fluge. Nachts aber lag sie meist lange wach und weinte sich oftmals in den Schlaf. Immer wieder musste sie auch an die Worte von Mercer denken, das er es war, der ihr damals die Mordsbuben auf ihren ersten Weg hinunter in die Zersplitterte Flasche geschickt hatte. Auch schien er großen Anteil daran gehabt zu haben, das Bryn als sie zurück kam, nicht anwesend war. Was wäre geschehen, wenn sie Bryn angetroffen hätte? Wäre sie dann heute mit dem Dieb zusammen? Es war müßig darüber nachzudenken. Sie und Vilkas gehörten zusammen und alles andere war unwichtig.

Am siebten Abend, nachdem die Zwillinge abgereist waren, kam die Kurtsche aus Markath zurück. Die Brüder waren nicht mitgekommen. Akkirah hatte es zwar sehr gehofft, aber es war zu erwarten gewesen, das sie ein paar Tage länger bleiben müsste. Als der Kutscher sie unten bei den Ställen stehen war, rief er sie herbei. "Ich habe hier einen Brief von eurem Mann, den ich euch geben soll." Akkirah lief zu ihm um den Brief in empfang zu nehmen. Sie riss ihn auf der Stelle auf. "Ich liebe euch, mein Herz." Mehr stand nicht drin, aber es reichte um Akkirah wenigstens vorübergehend zum Strahlen zu bringen.

"Würdet ihr, wenn ihr morgen zurück fahrt Vilkas meine Antwort überbringen?"
"Wenn ihr sie mir rechtzeitig bringt werde ich es machen." Er lächelte sie an. Akkirah dankte ihm und verschwand. Diese Nacht schlief sie ohne Tränen ein, dafür mit dem Brief in der Hand.

Am Morgen übergab Akkirah dem Kutscher ihren Brief an Vilkas.
2024  TES-Stories  globbers joomla template