logotype

032 Schneeschleierzuflucht

Akkirah wurde lange Zeit vor dem eigentlichen Aufstehen wach. Ihr war wieder einmal Übel. Sie hatte am Abend zuvor vergessen sich ihren Tee zu machen. Vilkas schlief noch, wie sie an seinem gleichmäßigen Atmen erkannte. Sie musste sich selbst in der Nacht umgedreht haben, denn ihr Kopf ruhte wie gewohnt auf Vilkas Brust. Und er hielt sie fest mit seinen Armen umschlungen. Sie wollte ihn nicht wecken. Er würde es sicherlich missverstehen, wenn sie jetzt schon aufstehen würde. Also bleib sie legen und versuchte das Übelkeitsgefühl einfach zu ignorieren. Ob ihr Kind die Wärme seines Vaters an ihrem Bauch spüren konnte? Sie lächelte bei dem Gedanken und dann schlief sie glatt wieder ein und wurde erst wach als Vilkas sich vorsichtig aufrichtete.

"Wie geht es euch, mein Herz?" fragte er sie ganz leise und strich ihr sanft die Haarstränen, die ihr ins Gesicht gefallen waren, zur Seite. "Seit ihr mir wirklich nicht mehr böse, wegen dem was ich euch gestern angetan habe?" Sie sah in seinen wundervollen grauen Augen, dann zog sie ihn an sich und küsste ihn lange.
"Reicht das als Antwort?"
Er sah sie lächelnd an. "Ja, mein Herz." Sie schwiegen beide eine Weile und rührten sich nicht. Dann fragte Vilkas: "Wann müssen wir aufbrechen? Und wie wollen wir nach Windhelm kommen?"

Sie seufzte tief. Wenn es nach ihr ginge, würden sie hier bleiben. Wieso hatte sie Mercer nicht gesagt, er solle selbst sehen wie er klar komme, was ging es sie denn an, was vor 25 Jahren passiert war? Okay, die Meisten der heutigen Mitglieder der Diebesgilde waren ihre Freunde, und wenn Karliah so weitermachte wie bisher, würde es ihren Freunden immer schlechter gehen. Das war ein Grund warum sie ihnen helfen sollte. Und das würde sie auch tun.

"Spätestens gegen Mittag sollten wir aufbrechen. Ich schlage vor, wir nehmen den Weg über Shores Stein und bleiben dann auf dem Hauptweg. Dann sind wir in drei Tagen in Windhelm. Von dort werde ich dann etwas mehr als einen halben Tag zur Schneeschleierzuflucht brauchen." Sie wünschte Vilkas würde etwas dagegen einzuwenden haben. Aber er sah sie nur an und nickte anschließend. Er wollte sie nicht schon wieder verärgern, also würde er dem was sie vorhatte nicht im Wege stehen und ihr helfen, so gut er es vermochte.

"Dann mache ich uns was zum Frühstück und ihr kümmert euch um Adelante und packt was nötig ist zusammen. Seit ihr damit einverstanden?" Sie nickte und befreite sich dann aus Vilkas Armen und kleidete sich an. Vilkas folgte ihrem Beispiel. Während sie sich hinunter zu den Ställen begab, ging Vilkas zum Markt, und beschaffte Vorräte für die drei Reisetage. Als er zurückkam, war Akkirah schon dabei, ein paar Decken rauszusuchen, die sie mitnehmen sollten. Diese konnte man notfalls auch als Umhänge nutzten, wenn es zu stürmisch um Windhelm herum werden würde. Vilkas bereitete in Ruhe das Frühstück vor und danach setzen sie sich nach draußen auf die Terrasse, um es dort gemütlich zu verspeisen.

Am späten Vormittag ritten sie dann langsam los. Am Abend in Shores Stein halt. Der Schmied und Dorfvorsteher Filnjar bestand darauf, dass sie bei ihm übernachteten und nicht draußen sich irgendwo ein Plätzchen suchten. Am nächsten Morgen ging es dann die berge hinab hinhab ins Tal zu den heißen Quellen. Wo es auch schon dunkel wurde, als sie unten ankamen.

Die nächste Nacht verbrachten sie dann auf der Knochenspitze, nachdem der Drache dort tot war, hatten sich dort noch keine neuen Tiere angesiedelt. Der Ritt verlief sehr harmonisch. Vilkas bemühte sich, jeden Wunsch von Akkirahs Augen abzulesen, und ihr ging es kaum anders. Würde nicht ihre Aufgabe auf sie warten, könnte man fast meinen sie machten einfach nur einen Ausritt um die Gegend zu erkunden.

Am folgenden Abend kamen sie in Windhelm an und nahmen sich ein Zimmer im Haus Kerzenschein. Als die Stadt in Sicht kam, änderte sich die Stimmung zwischen den beiden unbemerkt etwas. Sie wurden beide plötzlich schweigsam, als hätten sie Angst etwas Falsches zu sagen oder zu tun. So saßen sie auch den meisten teil des Abends unten in der Gasttube und lauschen während sie gemeinsam aßen, der Musik des Barden. Man merkte eindeutig, dass die Stadt zum Sturmmantelgebiet gehörte, denn die meisten der Lieder, die sie hier zu hören bekamen, waren Loblieder auf Ulfrik Sturmmantel. Akkirah musste da wieder an Helgen denken und wie sie schon an Seite des Jarls von Windhelm auf dem Weg zum Block war um hingerichtet zu werden, weil man sie fälschlicherweise für eine seiner Spione gehalten hatte.

Vilkas spürte die aufkommende Traurigkeit von Akkirah und nahm ihre Hand und hielt sie fest. Sie sah ihn dankbar lächelnd an. Da Akkirah am nächsten Morgen zeitig aufbrechen wollte, um schnellstmöglich zurück zu kommen, blieben sie auch nicht allzu lange unten sitzen und begaben sich bald in ihr Zimmer um sich hinzulegen.

Akkirah konnte aber irgendwie nicht einschlafen und Vilkas bemerkte ihre Unruhe. Er stand plötzlich auf und ging zu dem Regal hinüber, um eines der Bücher zu holen. Akkirah sah ihn verwirrt an. Dann legte er sich wieder hin und bat sie sich an ihn zu lehnen. Er würde ihr ein wenig vorlesen, dann würde sie schon müde werden und einschlafen. "Ach Vil, ihr seid einfach wunderbar", sagte sie als sie sich in seinen Arm kuschelte und er anfing aus dem Buch vorzulesen. So schlief sie wirklich bald ein und Vilkas legte vorsichtig das Buch zur Seite und versuchte ebenfalls etwas zu schlafen.

Auch wenn Akkirah die Nacht durchschlief, so hatte sie doch ziemliche Alpträume. Als sie morgens aufwachte wünschte sie sich Vilkas mitnehmen zu können. Aber sie befürchtete, es würde vor der Schneeschleierzuflucht zu einem Streit kommen und damit wäre niemanden geholfen. Vilkas ging es nicht viel anders. Auch er wäre lieber an der Seite seiner Frau geblieben, hatte aber vor sich selbst Angst, und wollte nicht wie ein wild gewordener Bär auf einen Freund von Akkirah losgehen oder schlimmer noch, Akki selbst grob behandeln, nur weil der möglicherweise einen falschen Blick tat oder etwas unpassendes sagte. Und er wollte Akkirah zeigen, das er ihr vertraute.

So brach Akkirah dann alleine auf dem Rücken von Adelante auf, um sich mit Mercer zu treffen. Zuvor hätte sie fast in den Armen von Vilkas geweint, als sie sich von ihm am Stadttor trennte. Das war ihr zuvor noch nie passiert. Er wollte sie noch bis zu den Ställen begleiten aber Akkirah bat ihn, alleine gehen zu dürfen.

Der Weg führte durch die eisige Schneelandschaft zwischen Windhelm und Winterfeste, wo sich die Magierakademie befand. Sie war froh die Decke mitgenommen zu haben und hüllte sich nun darin ein. Den großen Raubtieren wich Akkirah mit Adelante weiträumig aus und so kam sie dann am Nachmittag am Zielort an. Mercer wartete schon auf sie. Sie sah ein kleines Zelt Nahe des Grabeingangs und ein totes Pferd daneben liegen.
"Ich wollte sichergehen, das Karliah keine Möglichkeit zu Flucht hat", meinte Mercer dazu nur.

Akkirah lief ein Schauer über den Rücken. Was sollte sie mit Adelante machen? Wenn es dumm lief und Karliah entkam, könnte sie sich die Stute schnappen und mit ihr fliehen. Aber scheinbar dachte Mercer daran nun gerade nicht und sie wollte ihn auch nicht weiter drauf aufmerksam machen. Sie nahm sie schnell die Sattel und Zaumzeug ab, was sie sonst nie machte, gab der Stute was zu futtern und war dann bereit mit Mercer in das Grab zu gehen.

Sie fühlte sich in seiner Nähe absolut unwohl. Die Art, wie er ihr zu verstehen gab, sie möge vorgehen, war alles andere als freundlich. Sie konnte aber seiner Mine nicht entnehmen wie er es meinte. Aber sie war nun hier und beschloss das Beste draus zu machen. Akkirah staunte über das Geschick Mercers, als er unten die verschlossene Eingangstür zu öffnete. Sie hielt sich selbst für nicht gerade ungeschickt mit einem Dietrich, hatte aber nach diversen Versuchen nichts erreicht und die Tür blieb verschlossen. Er hingegen konnte die Tür beim ersten Versuch öffnen.

In der Ruine kamen sie nur langsam vorwärts. Akkirah musste vorgehen. Mercer blieb immer kurz hinter ihr. Überall gab es versteckte Fallen und Drauge. Akkirah ging langsam vor, um nichts zu übersehen oder versehendlich eine der Fallen auszulösen. Wäre sie alleine gewesen hätte sie auch versucht teilweise an den Draugen in den Grabnischen vorbei zu schleichen ohne sie zu wecken. Aber mit zwei Leuten war so was ein extrem schweres unterfangen, also versuchte sie die untoten schon in ihren Gräbern aufzuspüren und mit ihrem Bogen endgültig zu töten, bevor sie zu ihrem untoten Darein erwachten. Immer wieder moserte Mercer herum, wenn es ihm zu langsam ging, oder er brachte Sprüche nach einem Kampf mit Draugen, das ihr Angst und bange wurde. War sie mit einem Verrückten unterwegs? Zum Umkehren war es zu spät, also ging sie weiter.

In einer Kammer, in der sich diverse Drauge rum trieben entdeckte Akkirah eine dieser merkwürdigen Wände. Sie hatte sie zu spät gesehen und war durch die Feinde abgelenkt und ihr so zu Nahe gekommen. Das ihr unheimliche Gefühl, das etwas in sie eindrang durchflutete sie wieder einmal. Sie wünschte sich Vilkas wäre da, um sie festzuhalten. Aber er war weit weg in Windhelm. Und Mercer sah sie nur drängend an, das sie weiterkam. Nach fast Fünf stunden gelangten sie dann endlich zur Hauptkammer des Grabes.

Auch hier musste Akkirah das Geschick von Mercer bewundern, wie er es schaffte die gesicherte Tür, die man normal nur mit einer besonderen Klaue auf bekam, zu öffnen. Nachdem die Tür sich geöffnet hatte wollte Akkirah vorsichtig um die Ecke schleichen, um sich umzuschauen. Doch kaum überschritt sie die Schwelle der Tür, wurde sie in der rechten Schulter von einem Pfeil getroffen. Sie spürte kurz den Schmerz und dann wurde es schwarz vor ihren Augen. Nach wenigen Sekunden fand sie sich auf dem Boden der Grabkammer liegend wieder. Sie konnte sich nicht rühren, aber ihre Sinne waren klar und sie konnte wie durch einen Schleier sehen und hören was sich vor ihren Augen abspielte.

Was sie nun erfuhr, war entsetzte sie vollkommen. Nicht wie alle angenommen hatten, Karliah sei die Mörderin des alten Gildenmeisters Gallus, nein es war Mercer selbst gewesen, der das Verbrechen begangen hatte und die Schuld auf Karliah gelenkt hatte. Jahrelang hatte er alle an der Nase herumgeführt und betrogen. Akkirah lag da und schäumte vor Wut, war aber unfähig sich zu rühren.

Nach dem Gespräch der beiden war klar, das Karliah wohl kaum eine Chance hatte, im offenen Kampf gegen Mercer zu bestehen, also schluckte sie einen Unsichtbarkeitstrank und verschwand. Mercer folgte ihr nicht, sondern beschloss die Grabstätte wieder zu verlassen. Als er an Akkirah vorbei kam lachte er nur höhnisch und sagte zu ihr:

"Ihr scheint noch zu leben, meine Liebe. Das ist Gut, denn so kann ich euch noch danken, das ihr mich bis hierher geführt habt. Und dabei wollte ich euch eigentlich gar nicht in der Gilde haben, aber es ist euch gelungen meinen beiden Raufbolden zu entkommen. Tja wer hätte gedacht, das Bryn so eine kämpferische Wildkatze aufgelesen hatte. Schade, das ihr die Gilde verlassen habt und euch so einem dahergelaufenen Nord an den hals geschmissen habt. Wir beide hätten gemeinsam großes erreichen können, wenn ihr gewollt hättet. Aber nun genug der Worte. Ich werde Bryn schöne Grüße von euch ausrichten. Er hat es ja nie verwunden, dass ihr ihn abgewiesen habt. Und er wird bestimmt alles dran setzen, um Karliah aufzuspüren und sie zu töten. Und wahrscheinlich nicht nur er."

Wieder lachte er und nahm dann sein Schwert in die Hand und rammte es ihr in den Leib. Sie spürte nicht nur den Schmerz, den der Stich verursachte sondern auch, wie ihr die Lebenskraft entzogen wurde. Und nicht nur ihr. Dann wurde sie bewusstlos.

-------------------------

Vilkas erwachte am Morgen unruhig. Irgendwie hatte er schlecht geträumt, konnte sich aber an nichts mehr erinnern. Aber nun fühlte er sich wie gerädert. Jetzt müsste Akkirah sich langsam wieder auf dem Rückweg nach Windhelm machen, dachte er bei sich. Er vermisste sie. Es war ein Fehler gewesen sie alleine gehen zu lassen. Er hätte sie zu Mindestens bis zu dem Grab begleiten müssen, egal was sie davon hielt.

Gestern hatte er sich in der Stadt zum Zeitvertreib Calixos Kuriositäten Laden angeschaut. Der alte Kauz hatte dort allerlei alte Gegenstände gesammelt, die Zeitzeugen der Jahrhunderte waren. So etwas interessierte Vilkas schon immer. Heute hatte er beschlossen sich vor der Stadt ein wenig umzuschauen. Da würde er dann auch bestimmt die Ankunft von Akkirah nicht verpassen. Als er gegen neun Uhr im Gasthof sein Frühstück einnahm, kam plötzlich eine Wache in den Gasthof gelaufen. Draußen vor dem Tor wäre ein Pferd aufgetaucht, das sich wie wild gebärdete. Vilkas hörte auf zu essen und sah den Mann an.

"Wie sieht das Pferd aus?"
"Ich weiß nicht, es ist wahrscheinlich dunkel, aber vom Schweiß recht hell."
Ohne ein weiteres Wort sprang Vilkas auf. Er ahnte etwas Böses. So schnell er konnte lief er zum Haupttor und wurde zeuge, wie die Männer versuchten Adelante, die sie zwischenzeitlich mit Hilfe eines Seils eingefangen hatten, zu bändigen. Er ließ sich von den Wachen nicht aufhalten, die ihn zurückhalten wollten, damit er nicht unter die Hufe des Tieres geriet.
"Ruhig, meine Gute, ganz ruhig." Vorsichtig ging er auf die Stute zu die sich bei seinem Anblick beruhigte. Sie ging auf ihn zu und scheuerte ihren Kopf an seiner Brunst. Er kraulte sie hinter den Ohren, was sie immer sehr gerne hatte.
"Ihr könnt sie loslassen", sagte er dann zu den Wachen. "Sie gehört zu mir. Aber woher ist sie gekommen und wo war Akkirah?"
"Sie ist genauso, wie ihr sie seht durch den Fluss geschwommen und hier zum Tor gekommen."

Das Tier zitterte, vor Anstrengung und Aufregung. Nur nichts überstürzen dachte er, bleib ruhig. Er ging mit dem Tier runter zum Stall rieb sie erst mal trocken, gab ihr etwa zu futtern und saufen. Er war verwundert, dass sie ohne Sattel und Zaumzeug zurückgekommen war, denn normalerweise ließ Akkirah immer den Sattel drauf und nahm nur die Zügel ab. Irgendwas stimmte da nicht. Nachdem sich die Stute gestärkt hatte fing sie wieder an unruhig zu werden. Sie stieß Vilkas in einer Tour an und wollte dass er ihr folgte.

So schwang er sich auf ihren blanken Rücken und hoffte noch genug Übung zu haben, sich so halten zu können. Lenken musste er sie nicht großartig, sie würde schon wissen, wo sie hin mussten. Er musste sich nur oben halten. Er versuchte die Angst, die sich in ihm breit machte zu unterdrücken. Bleib ruhig, sagte er sich in einer Tour. Nur ein wildes Tier wird die Stute erschreckt haben und deshalb ist sie weggelaufen, von dort wo Akkirah sie zurückgelassen hatte, versuchte er sich einzureden, wobei er tief im Inneren nicht daran glaubte. Er war froh dass er wenigstens seinen Zweihänder dabei hatte, von dem er sich so gut wie nie trennte, außer wenn er zu Hause war.

Dadurch, dass ein Schneesturm aufzog, kamen Pferd und Reiter nur langsam vorwärts. Am Späten Nachmittag erreichten sie dann aber die Schneeschleierzuflucht. Aufgrund des Schneesturms, der gerade aber eine pause eingelegt hatte, waren keinen Spuren mehr zu erkennen. Er fand das tote Pferd und in dem Zelt in der Nähe lag säuberlich abgelegt, das Sattelzeug von Adelante. Was mochte das zu bedeuten haben?

Weit und breit war nichts von Akkirah und Mercer zu sehen. Immer stärker erfüllte die Angst ihn. Er spürte, dass sie noch lebte und nicht tot war. Er wusste es einfach. Er beschloss das alte Grab zu betreten und nach seiner Frau darin zu suchen. Was sollte er auch sonst tun. Die Tür zum Grab war noch offen. Er passte auf, dass er auf keine Trittfallen trat. Die Drauge machte ihm keinen Sorgen, denn er sah, dass diese schon zuvor erledigt worden waren. Es dauert Stunden bis er die Hauptgrabkammer betrat. Und da sah er Akkirah. Sie lag reglos auf einem Lager aus alten Leinentüchern, die man eigentlich zum Einwickeln der Toten verwendete. Ihre Rüstung lag neben ihr auf dem Boden und eine Frau kniete neben ihr. Von Mercer keine Spur. Er stürmte auf Akkirah zu und fiel neben ihr auf die Knie.

"Mein Herz", flüsterte er ohne die andere Frau zu beachten und küsste Akkirah sanft. Sie lebte, alles andere schien ihm im Moment unwichtig zu sein. Allerdings war sie bewusstlos und er spürte, das ihr Herzschlag schwach war. Dann sah er die fremde Frau an, bei der es sich um eine Elfe handelte.

"Was ist geschehen? Wo ist derjenige, mit dem sie gekommen ist? Und wer, bei Ysmir, seid ihr?"
Sie begann zu erzählen, was in dieser Grabkammer vorgefallen war.

------------------------

Nachdem Mercer Akkirah seine Klinge in die Brust gestoßen hatte, verschwand er auf schnellstem Wege aus dem Grab. Er wusste, das er Karliah hier nicht erwischen würde und da Brynjolfs Mädchen, er konnte sich ihren Namen nie merken, auch nicht mehr unter den Lebenden weilte, brauchte er weiterhin keine Angst haben, jemand könne ihm etwas anhängen. Für die anderen würde Karliah nun auch die Mörderin von dem Mädchen sein. Und Karliahs Schicksal war damit bestimmt besiegelt, denn der Ehemann von der Kleinen würde bestimmt alles dran setzen, um die Mörderin zu finden, um Rache an ihr zu üben. Und auch Bryn würde sicherlich eine noch größere Wut auf Karliah haben, als ohnehin schon. Erst hat sie seinen so genannten Ziehvater, so wie er ihn immer ansah getötet und nun das Mädchen, an das er sein Herz verloren hatte. Besser konnte es für Mercer doch gar nicht laufen. Er wusste schon immer Gefühle sind gefährlich, aber er kannte so etwas nicht.

Mercer verließ das Grab und sah oben das Pferd des Mädchens. Das Beste wäre wohl, es wie das Tier von Karliah zu töten. Aber die Stute schien etwas zu ahnen, denn als er sich ihr nähern wollte lief sie davon. Dann beschloss er, erst mal nach Rifton zurückzukehren, um dort seine weiteren Vorkehrungen für seine Zukunft zu treffen.

---------------------------

Akkirah erwachte nach einiger Zeit und hatte das Gefühl ihr ganzer Körper würde ihr Schmerzen bereiten. Aber etwas fehlte. Sie konnte es nicht mehr spüren. Sie fuhr mit ihrer Hand über den Bauch, als könne sie damit besser fühlen. Aber da war nichts. Dann nahm sie die Frau wahr, die neben ihr hockte. Nun fiel ihr wieder ein was geschehen war. Mercer hatte ein falsches Spiel mit ihnen allen getrieben. Und er hatte sie versucht zu töten. Sie wollte aufstehen und ihm hinter herstürmen. Aber sie wurde von der Frau und den Schmerzen in ihrem Unterkörper zurückgehalten. Sie wurde fast wieder bewusstlos.

"Ganz ruhig. Ihr müsst liegen bleiben. Ihr seid schwer verwundet worden."
"Ihr habt auf mich geschossen".
"Ja, das habe ich. Und damit habe ich euch das Leben gerettet, denn der Pfeil war mit einem Gift getränkt, das euch einerseits zwar gelähmt hat, aber auch euren Herzschlag gesenkt hat und so verhinderte das ihr verblutet."
"Und mein…." Sie konnte es nicht aussprechen.
Karliah schüttelte traurig den Kopf. "Ihr hattet eine Fehlgeburt. Es hat es nicht geschafft. Mercers verzaubertes Schwert hat ihm das Leben entzogen, wodurch es wiederum euch gerettet hat, denn wenn das Schwert ein Leben genommen hat fängt es an zu leuchten. So dachte Mercer, ihr seid wirklich tot und ist gegangen und hat euch liegenlassen. Es tut mir unendlich leid, euch das zu sagen."

Akkirah fing an zu weinen. Karliah strich ihr sanft mit der Hand übers Haar. Sie wusste nicht wie sie die junge Frau trösten sollte.

"Vil darf es nicht erfahren, ich bitte euch, sagt ihm nichts", flüsterte sie so leise, das Karliah es nicht verstehen konnte und dann versank Akkirah wieder in eine erlösende Bewusstlosigkeit. Diese Gelegenheit nutzte Karliah, um durch einen geheimen Hintereingang, der nach draußen führte in einem Kessel, Schnee zu holen, um ihn hier drinnen an einem Feuer, das sie zwischenzeitlichen entfacht hatte, neues Wasser aufzuwärmen, um die Wunden von Akkirah noch mal auszuwaschen, und um sie dann anschließend zu verbinden.

Besonders die große Schwertwunde machte Karliah sorgen. Sie hatte hier keine Hilfsmittel, um die Wunde zu nähen. Außerdem hatte Akkirah viel Blut verloren. Sowohl durch den Stich den ihr Mercer verpasst hatte, als auch durch die Fehlgeburt. Sie musste schnellstmöglich zu einem Heiler oder ähnliches gebracht werden. Karliah war aber nicht kräftig genug um sie zu tragen. Sie konnte nur hoffen, dass derjenige, nachdem sie Akkirah immer wieder rufen hörte, nach ihr suchen würde, wenn sie nicht zurückkommen würde und er nicht auf Mercer hereinfällt. Daher beschloss sie zunächst hier zu bleiben. Sie hatte ein paar Kräuter dabei, aus denen sie einen stärkenden Tee kochte, den sie Akkirah immer wieder in kleinen Schlückchen einflößte. Am späten Abend tauchte dann wirklich Vilkas auf und da Akkirah weiterhin bewusstlos war, erzählte sie ihm alles, was passiert war.

Nachdem Vilkas alles erfahren hatte schwieg er. Er sah Akkirah an und hielt die ganze Zeit ihre Hand fest in seiner. Er wusste nicht was er sagen sollte. Sie so daliegen zu sehen tat ihm weh und er hatte immer noch nicht so recht begriffen, was Karliah ihm gesagt hatte. Akkirah hatte ein Kind verloren. Er wusste nichts davon und das machte ihm Angst. Hätte er es nicht fühlen müssen? Wenn er es gewusst hätte, hätte er sie nie gehen lassen. Er fing an sich Vorwürfe zu machen. Warum hatte er nicht besser auf sie aufgepasst?

"Sie muß hier weg und zu einem Heiler gebracht, werden. Das Beste wäre sie nach Winterfeste zu bringen, das ist nur 3 Stunden von hier entfernt. An der Akademie gibt es Leute die ihr helfen können" sagte Karliah zu ihm. Er nickte nur stumm.
"Ich gehe davon aus ihr seid zu Pferd gekommen?" Wieder nickte er nur ohne den Blick von seiner Frau abzuwenden.
"Ich werde es holen. Ihr wickelt sie in der Zwischenzeit gut in die Tücher ein. Ihre Rüstung anzulegen, wäre zu schwierig und obendrein sehr schmerzhaft für sie." Vilkas tat wie ihm geheißen. Karliah ging durch die kleine Hintertür und kam eine halbe Stunde später zurück. "Ich habe bei euren Sachen Decken gefunden. Darin wickeln wir sie zusätzlich darin ein."

Als sie draußen bei Adelante ankamen ließ Vilkas die Stute, so wie er es öfters bei Akkirah gesehen hatte, sich hinlegen. So war es für ihn wesendlich leichter sich in den Sattel zu setzen während er seine Frau vorsichtig in den Armen hielt. Sie war immer noch bewusstlos. "Ihr müsst euch in diese Richtung halten, um nach Winterfeste zu gelangen", sagte Karliah.
"Kommt ihr nicht mit?", fragte Vilkas sie.
"Nein, man sucht mich immer noch. Ich werde erst mal wieder abtauchen. Man hält mich immer noch für eine Mörderin. Ich muß weitere Informationen gegen diesen Mistkerl von Mercer sammeln." Sie zog ein altes Buch unter ihrem Umhang hervor. "Bitte, bringt dieses Buch zu Enthir von der Magiergilde in Winterfeste. Es ist das Tagebuch des alten Gallus, den Mercer getötet hat. Möglicherweise finden wir darin etwas über die Hintergründe, für den Mord. Ich kann es nicht lesen, denn es wurde in einer mir unbekannten Sprache geschrieben." Karliah packte da Buch in eine der Satteltaschen von Adelante.
Dann verschwand sie und Vilkas brach langsam nach Winterfeste auf. Er hatte Angst ein schnelleres Tempo anzuschlagen, denn er befürchtete die Bewegungen könnten Akkirahs Verletzungen verschlimmern.
2024  TES-Stories  globbers joomla template