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014 Ein Zwischenspiel

Vilkas und Skor saßen in der Halle, als Farkas, gestützt von Athis und Torvar hineinkam. Vilkas sprang sofort auf und lief besorgt zu seinem Bruder. "Was ist geschehen? Seid ihr schwer verletzt?" 'Wo ist Akki?', dachte er. 'Sie ist wohl noch unten bei den Ställen, um sich um ihr Pferd zu kümmern und hat daher die drei schon vorgeschickt', vermutete er.

Farkas schüttelte den Kopf. "Nur ein Kratzer, nichts Schlimmes". "Akki sagte, wir sollen Danica holen lassen", ließ sich Athis vernehmen. Vilkas sah seinen Bruder an. Also war es doch schlimmer, als er zugab. Wieder mal typisch Farkas. Akkirah würde nicht grundlos nach Danica schicken lassen, wenn es sich nur um einen Kratzer handelte. Da Athis Akkirah erwähnt hatte, ging es ihr auf alle Fälle gut. Das beruhigte ihn schon mal ungemein. Vilkas bat Athis zum Tempel zu gehen und die Heilerin zu holen. Er selbst begleitete Farkas und Torvar in das Zimmer seines Bruders. Sie halfen Farkas, sich zu entkleiden. Die Wunde sah wirklich nicht gut aus und der Verband war Blutdurchtränkt. Er hatte ziemlich viel Blut verloren. Vilkas schickte Torvar schon mal los, eine Schüssel mit sauberem Wasser und Tücher von Tilma bringen zu lassen.

Es dauerte nicht lange, da kam auch schon Danica. Sie hatte vorsorglich Wundsalben und Kräuter mitgebracht. Nachdem sie die Wunder gewaschen hatte, nähte sie diese ordentlich zu. Sie tat etwas Salbe drauf und legte einen Verband an. Danach gab sie Tilma den Rest der Salbe und bat sie dafür zu sorgen, dass er die nächsten Tage 3 Mal täglich damit eingeschmiert wurde und ein frischer Verband angelegt wurde. Er solle die nächsten Tage auch lieber im Bett bleiben und nicht rumlaufen, damit die Naht nicht gleich wieder aufriss. Vilkas versprach drauf zu achten, dass sein Bruder sich ruhig verhielt. Er setzte sich zu Farkas ans Bett. Zwischenzeitlich hätte doch Akkirah zurückkommen müssen. Er wunderte sich, dass sie noch nicht da war. Normalerweise hätte sie Danica beim der Versorgung der Wunde geholfen.

"Wo bleibt Akki nur?", fragte Vilkas mehr sich selbst, als seinen Bruder, aber dieser drehte sich plötzlich zur Wand rüber. "Sie wird nicht kommen. Sie ist davon geritten, nachdem wir Torvar und Athis getroffen haben."
"Warum? Was hat sie dazu bewogen?", fragte Vilkas und klang dabei besorgt. Farkas schwieg. Vilkas wartete einige Zeit, aber Farkas wollte nicht reden und er kannte seinen Bruder. Wenn der nichts sagen wollte, konnte man lange warten. In Gedanken versunken verließ Vilkas dann seinen Bruder. Er wollte eigentlich nach oben gehen, zu den anderen in die Methalle, als er sich umdrehte und Kodlak aufsuchte. Kodlak würde schon herausfinden, was geschehen war. Farkas würde sich dem Alten gegenüber nicht verschließen. Kodlak war gerade dabei, sein Abendbrot, das Tilma ihm herunter gebracht hatte, zu sich zu nehmen, als Vilkas sein Räumlichkeiten betrat.
"Was gibt es mein Junge?" fragte er. " Solltet ihr nicht oben mit den anderen beim Essen sein?"
"Ich mache mir Sorgen um Akkirah", Vilkas senkte den Kopf. "Sie ist nicht mit Farkas zurückgekommen, sondern, nachdem sie Torvar und Athis trafen und sie ihnen Farkas, der verletzt worden ist, übergeben hat, davon geritten. Farkas will mir nicht sagen, was vorgefallen ist. Könnt ihr mit ihm sprechen und herausfinden was geschehen ist?"
"Ich rede mit ihm, mein Junge", auch Kodlak wirkte besorgt, als er hörte das Akkirah davon gelaufen sei. "Aber nun geht hoch und esst erst mal etwas. Wir sprechen später weiter, nachdem ich bei eurem Bruder war." Vilkas nickte dankbar und begab sich dann nach oben.

Da Tilma ihm wie immer zu viel zu Essen gebracht hatte, nahm Kodlak den Teller und begab sich hinüber zu dem Zimmer von Farkas. Er schloss die Tür hinter sich, nachdem er das Zimmer betreten hatte und setzte sich zu Farkas.

"Ich habe etwas zu essen für euch mein, Junge", sagte Kodlak. Farkas drehte sich zu ihm um. "Hat Vilkas euch geschickt?" Kodlak nickte. "Aber auch, wenn er mich nicht gebeten hätte, nach euch zu schauen, würde ich gerne wissen was passiert ist. Ihr wisst, das mir Akkirah seit sie hier ist, sehr ans Herz gewachsen ist." Farkas brauchte etwas, aber dann schüttete er Kodlak sein Herz aus und erzählte ihm was passiert war. Er wusste, das Kodlak niemanden davon erzählen würde. Als er geendet hatte standen ihm die Tränen in den Augen.
"Ich sah keine andere Möglichkeit, ich musste meine Gestalt ändern, ansonsten wären wir jetzt wahrscheinlich beide tot."
"Ihr habt richtig gehandelt, mein Junge. Niemand wird euch Vorwürfe deshalb machen."
"Aber was ist nun mit Akki? Sie ist fort. Und ich bin Schuld und kann nicht mal den anderen sagen, warum sie wirklich davon gegangen ist."
"Sie wird zurückkommen. Ich weiß es. Sie braucht nur etwas Zeit, um zu erkennen, das wir nicht das Böse sind, für das sie uns möglicherweise im Moment hält. Und dann kommt sie zurück. Wir werden den anderen auch nichts sagen. Und nun esst, ihr solltet schnell wieder gesund werden."
"Danke Kodlak." Farkas hatte sich wieder etwas beruhigt und begann zu essen. Kodlak verließ Farkas und ging zurück in sein Zimmer. Es dauerte nicht lange und Vilkas kam noch mal vorbei, um zu hören, ob Kodlak etwas erfahren hatte. Dieser nickte und sagte nur, "Sie wird zurückkommen, wenn die Zeit dafür gekommen ist. Macht euch keine Sorgen um sie." Für Vilkas war das alles andere als beruhigend, aber er wusste, das er nicht mehr erfahren würde. So ging er dann in sein Zimmer und versuchte etwas zu lesen, um sich abzulenken was ihm aber nicht gelang.

Auch wenn sich die anderen Gefährten wunderten wo Akkirah abgeblieben war, gingen sie ihren normalen Arbeiten nach. Eines Tages tauchte eine in schwerer Eisen Rüstung gekleidete Frau in der Methalle auf und bat um Aufnahme bei den Gefährten. Sie sah kräftig aus und wirkte überaus selbstsicher. Skjor und Vilkas begrüßten sie freundlich und baten sie dann mit in den Hof zu kommen, wo Nadja am üben war. Vilkas bat wie gewohnt darum, das die Frau, die sich als Uthgerd vorstellte, ihn erst mal angreifen sollte. Vilkas konnte sich nur verteidigen, weil Uthgerd ihn mit ihren kräftigen Hieben schnell zurück drängte. Der Test war schnell vorbei. Vilkas meinte, sie solle nicht nur wild drauflos schlagen, sondern es würde ihr nicht schaden, auch etwas taktisch vorzugehen. Sie verzog ein wenig das Gesicht, sagte aber nichts. Sie schien der Meinung zu sein, von jemanden wie Vilkas, der es kaum schaffte ihren Schlägen stand zu halten, bräuchte man keine Ratschläge annehmen.

Vilkas bat Nadja, Uthgerd hinunter in die Wohnquartiere zu führen. Kämpfen konnte sie, den Rest würde man sicherlich in nächster Zeit sehen. Skjor nickte Vilkas zustimmend zu. Als Vilkas eine halbe Stunde später hinunter in die Wohnquartiere ging, weil er Torvar suchte, sah er wie sich Uthgerd auf Akkirahs Bett niedergelassen hatte. Auf dem anderen Bett lagen die Sachen von Akkirah. "Was tut ihr da mit den Sachen unserer Schildschwester?" "Ich habe aufgeräumt. Nadja sagte ich könne mir eines der Betten aussuchen und dieses gefiel mit besser. Also habe ich die Dinge, die hier im Nachtschrank lagen auf das andere Bett getan." Vilkas begann vor Wut zu kochen. "Das ist das Bett von Akkirah, ihr werdet mit dem anderen vorlieb nehmen." Er begann Akkirahs Sachen vorsichtig zusammen zu legen und packte sie zurück in den Nachtschrank.
"Sie ist doch abgehauen. Warum also das Bett für sie freihalten, wenn sie doch nicht zurückkommt."
"Sie kommt zurück und nun steht auf gefälligst auf und nehmt das andere Bett für euch. Ansonsten werde ich ungemütlich."
Uthgerd sah an Vilkas Blick, das er nicht zu Scherzen aufgelegt war. Daher tat sie wie geheißen. Dann ging Vilkas nach oben in die Methalle. Nadja stand mit Vignar und Brill zusammen und unterhielt sich mit den beiden. Vilkas immer noch extrem wütend ging auf Nadja zu und als er bei ihr ankam verpasste er ihre eine Ohrfeige die sich gewaschen hatte. "Akkirah ist nicht abgehauen und ihr habt kein Recht ihr Bett an andere weiter zu geben." Er wollte noch mehr sagen, aber Vignar merkte, das Vilkas sich nur weiter in Wut redete und zog ihn von Nadja fort. "Kommt, lasst uns etwas trinken gehen, mein Freund. Ein Besuch im trunkenen Jägersmann kann euch mal wieder nicht schaden. Farkas darf doch auch wieder seine Beine vertreten. Also lasst uns gemeinsam gehen. Vilkas widersprach nicht. Brill lief hinunter und sagte Farkas bescheid, dessen Wunde sehr gut verheilt war. Es würde nur noch ein paar Tage dauern und auch er durfte endlich wieder rausgehen, um zu Arbeiten.
Nadja hatte sich in der Zwischenzeit aus dem Staub gemacht.

Am späten Nachmittag kam eine Bitte des Wirts aus dem Gasthaus von Rorikstatt, man möge doch einen unliebsamen Gast bei ihm mal in die Schranken weisen. Als Vilkas am Abend mit den anderen zurückkam, beschloss er Farkas und die neue dorthin zu schicken. Farkas müsse nur aufpassen und nichts großartig machen und Uthgerd sollte dem Kerl mal Manieren beibringen. Farkas und die Neue fuhren am folgenden Morgen mit einer Kutsche nach Rorikstatt, da Farkas noch nicht so lange Strecken laufen sollte. Der Wirt begrüßte die Gefährten freundlich. Dann wies er auf einen großen Kerl, der an einem der Tische saß. "Der große Rothaarige da an dem Tisch in er Ecke, vertreibt mir die Gäste, indem er sie ständig belästigt." Farkas nickte und gab Uthgerd ein Zeichen, sich mit ihm zu befassen.

Diese trat auf den Kerl zu und stellte sich breitbeinig vor ihn hin. Andere Gäste waren nicht anwesend. Der Mann sah Uthgerd frech an. "Was kann ich für euch tun, meine Hübsche? Braucht ihr etwas Abwechslung von dem Kerl, mit dem ihr gekommen seid? Da stehe ich euch gerne zur Verfügung." Er stand auf und wollte sie am Arm ergreifen und zu sich heran ziehen. Uthgerd schlug nur einmal zu und das war es dann auch schon. Der Mann brach auf der Stelle tot zusammen. Ohne mit der Wimper zu zucken ging sie zurück zu Farkas und dem Wirt, die sie entsetzt anschauten. "Das wäre erledigt, der belästigt niemanden mehr."

"Verdammt noch mal", schimpfte Farkas, "Habt ihr nicht zugehört? Ihr solltet ihm eine Lektion erteilen und nicht ihn töten." "Was ist daran so schlimm? Nun wird er niemanden mehr belästigen. Und damit ist die Aufgabe doch erfüllt. Mit solchen Kerlen fackele ich nicht lange und befördere sie lieber gleich dorthin, wo sie niemanden mehr Schaden können." Sie konnte nicht verstehen, warum Farkas und der Wirt sich so anstellten. Der Wirt war auch nicht glücklich über die Situation, aber sie konnte nicht mehr geändert werden. "Wir müssen ihn begraben, das gehört sich einfach so." Farkas nickte. Er wandte sich an Uthgerd. "Ihr werde das Grab dort schaufeln, wo euch der Wirt es zeigt." "Ich soll die Drecksarbeit erledigen? Macht das gefälligst selbst." Sie drehte sich um und wollte den Gasthof verlassen. "Es ist euch wohl klar, dass ihr soeben eure Aufnahme bei den Gefährten verspielt habt", sagt Farkas ernst. "Auf einen Verein, der so weiche Herzen wie ihr habt hat, da kann ich auch drauf verzichten dazu zu gehören. Ich werde meine Sachen holen und verschwinden."

Farkas sah ihr nur kopfschüttelnd nach. Die anderen würden seiner Entscheidung hoffentlich zustimmen, so eine Person hatte bei den Gefährten nichts zu suchen. Sie hatte nicht eine funken Ehre im Leib. Er entschuldigte sich bei dem Wirt für die Unannehmlichkeiten. Am Ende blieb den beiden nichts übrig, als den Toten alleine zu bestatten. Aus den Inhalten seiner Taschen ging nicht hervor, ob er Familie hatte. Farkas kehrte dann am nächsten Morgen wieder mit der Kutsche zurück nach Weißlauf. Die anderen Mitglieder des Zirkels stimmten einstimmig überein, das Farkas Entscheidung richtig war. Sie sammelten die Sachen von Uthgerd zusammen und brachten sie in die beflaggte Mähre, wo sie sie bei Hulda deponierten, damit Uthgerd sie bei Gelegenheit abholen konnte. In Jorrvaskr hatte sie nichts mehr zu suchen.

Immerhin hatten die Gefährten in der Zwischenzeit erfahren, das Akkirah in Flusswald war. Sie hatte sich dort Ursprünglich im schlafenden Riesen einquartiert, war dann aber von ihrer Freundin Gerdur überredet worden, bei ihrer Familie zu bleiben. Sowohl Vilkas als auch Farkas wollten unabhängig voneinander hin, um sie zurück zu holen, aber Kodlak hielt die beiden zurück. Sie muß von selbst zurückkommen hatte er ihnen gesagt. Und so bleib ihnen nichts übrig als zu warten.
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