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074 Das Ende der dunklen Bruderschaft


So gut hatte Akkirah schon lange nicht mehr geschlafen. Sie fühlte sich richtig erholt, als sie am Morgen aufwachte. Vilkas schlief noch. Sanft strich sie mit ihren Fingen an einigen der Narben auf Vilkas Brust entlang. Davon erwachte Vilkas. "Hört auf mein, Herz, das kitzelt." Sofort legte sie ihre ganze Hand auf seine Brust. "Ich wollte euch nicht wecken, mein Liebster." Dann beugte sie sich über ihn und küsste ihn. Als sie von ihm abließ zog er sie sofort wieder an sich. "Ihr könnt doch jetzt nicht einfach aufhören", meinte er mit einem frechen Grinsen.

Es dauerte noch eine ganze Weile bevor die beiden dann beschlossen aufzustehen. Vilkas zog sich gleich seine Wolfsrüstung über, denn nach dem Frühstück würde er gleich mal schauen, was die beiden Neulinge drauf hatten. Akkirah zog sich ein einfaches Kleid über. Selbst ihre verstellbare Lederrüstung wurde ihr nun langsam zu eng. "Bald rollt ihr durch Jorrvaskr", neckte Vilkas sie. Dafür schleuderte sie ihm eines der Kissen an den Kopf. Vilkas fing es auf und warf es zurück. Als sie fertig waren gingen sie Arm in Arm nach oben. Es war schon recht spät. Die anderen saßen schon an der großen Tafel. Auch Farkas war da. Akkirah und Vilkas setzten sich zu den Gefährten und ließen sich ihr Frühstück schmecken. Rick und Jahn erzählten einige Geschichten aus ihrem Soldatenleben.

Nach dem alle gesättigt waren, wurde beschlossen, in den Hof hinaus zu gehen, wo die beiden neuen dann Vilkas zeigen sollten, wie sie mit ihren Waffen umgehen konnten. Die Sonne schien heute strahlend vom Himmel und es war kein Wölkchen weit und breit zu sehen. Akkirah setzte sich auf der Terrasse mit Aela, Farkas und Varis an einen der Tische und schauten auf den Übungsplatz. Streuner lag neben Akkirah. Vilkas bat zunächst Rick, ihn anzugreifen. Rick benutzte kein Schwert sondern einen Streitkolben. Vilkas hatte den stabilen Übungsschild in die Linke genommen und rechts trug er den kräftigen einfachen Einhänder, den er zum Testen der Neulinge immer nutze. Jahn stellte sich an den Rand des Übungsplatzes während Rick sich bereit machte Vilkas anzugreifen. Als er seinen Streitkolben erhob und auf Vilkas losgehen wollte, sprang wie ein Blitz plötzlich der Hund auf und stürzte sich auf Rick. Damit hatte keiner gerechnet. Der Hund warf den jungen Mann um und stand über ihn, seine Zähne an der Kehle des Mannes und würde bei der kleinsten Bewegung sofort zubeißen. "Bei Talos, Streuner, zurück." Vilkas ging auf den Hund zu und packte ihn im Nacken. Er wollte ihn erst ausschimpfen, aber Akkirah war schon neben ihn und zog den Hund sanft fort und warf kopfschüttelnd Vilkas einen Blick zu. Vilkas ging zu Rick und gab ihm die Hand, um ihn wieder auf die Beine zu helfen. "Entschuldigt bitte. Das ist noch nie passiert. Aber wir haben den Hund noch nicht sonderlich lange und er wollte mich wohl beschützen."

Rick zitterte etwas als er wieder auf den Beinen stand. "So einen Hund hatten wir auf unseren Hof auch mal gehabt. Niemand traute sich an einen der Familie ran", grinste er, nachdem er seinen Schock überwunden hatte. "Ihr solltet ihm vielleicht während des Trainings an die Leine legen."

Akkirah nickte. Sie nahm den Gürtel, den sie um ihr Kleid gelegt hatte ab und legte ihn dem Hund um, damit sie ihn damit neben sich am Platz halten konnte. Als sie fertig war nickte sie Vilkas zu. So konnte das Testen denn nun beginnen. Beide waren bei der Armee gut ausgebildet worden und hatten keine Mühe mit ihren Waffen umzugehen, sowohl was den Angriff als auch die Abwehr anging. Da die beiden auch sonst einen angenehmen Eindruck machten, wurde beschlossen, sie als Anwärter aufzunehmen. Die beiden freuten sich sehr darüber. Sie würden dann in nächster Zeit die anderen Gefährten begleiten und unterstützen.

Nach dem Training gingen Akkirah und Vilkas hinunter zu den Ställen, denn Akkirah wollte etwas ausreiten.
Während Akkirah begann Fiinja zu putzen holte sich Vilkas den Schecken, den er der dunklen Bruderschaft abgenommen hatte. Er fragte Skulvar, ob er irgendwo gehört hätte, ob ein solches Pferd irgendwo gestohlen worden war. Aber Skulvar schüttelte nur den Kopf, wollte sich aber umhören. Akkirah wunderte sich, das Vilkas ein zweites Pferd fertig machte. "Vier sind einfach zu viel auf einem Pferd, mein Herz. Sobald ihr wider alleine seid, werden wir wieder gemeinsam reiten." Er nahm sie vorsichtig in die Arme. Er hatte Recht. Mit ihrem zunehmenden Umfang wurde es schwierig zu zweit in einem Sattel zu sitzen. Sie ritten heute mal in die andere Richtung, zum Hof der Kampf-Geborenen. Dann drehten sie wieder um und machten sich auf den Rückweg. Den Abend verbrachten sie mit Farkas und Charlotta in deren Heim. Akkirah fand, das der Tag viel zu schnell verging und so schlief sie dann später traurig in Vilkas Armen ein. Auch er würde lieber bei ihr bleiben, aber wenn sie in Zukunft keine weiteren Unannehmlichkeiten durch die dunkle Bruderschaft haben wollten, musste diese bekämpft werden. Akkirah wünschte sich, sich könne dabei an der Seite von Vilkas sein. Sie konnte gut nachvollziehen, wie sich Vilkas gefühlt hatte, als er wegen seines Beines zurück bleiben musste und sie durch Himmelsrand jagte. Immerhin war sie aber nicht ans Bett gefesselt.

"Nehmt Streuner mit", bat Akkirah Vilkas, als sie sich am folgenden Morgen von ihrem Mann bei den Ställen verabschiedete."Nein, mein Herz. Der Hund soll bei euch bleiben. Wir wissen nicht, was auf uns zukommt und ob wir uns möglicherweise durch enge Gänge kämpfen müssen. Da würde Streuner uns nur im Wege sein." Er nahm sie fest in die Arme. "Ich möchte, dass er auf euch aufpasst bis ich wieder zurück bin. Ich hoffe das wird nicht allzu lange dauern." Er sah sie traurig an, wischte ihr die Tränen, die sie nicht unterdrücken konnte fort und seufzte. "Ich würde viel lieber bei euch bleiben, das wisst ihr mein Herz."

Zaghaft nickte sie. Dann löste sich Vilkas von ihr und stieg zu Aela und Varis auf die Kutsche. "Passt gut auf meine Lieben auf, Bruder", rief er Farkas noch schnell zu und dann setzte sich die Kutsche auch schon in Bewegung. Streuner lief ein stück bellend hinterher, doch dann kehrte er um und lief zurück zu Akkirah. Diese stand traurig da und sah den drei Gefährten nach, die sich nun auf den Weg nach Drachenbrügge befanden. "Kommt, Schwester, ihr zittert ja. Nicht das ihr euch nun eine Erkältung aufsackt, weil ihr hier im eisigen Wind steht." Er legte seinen Arm um sie und führte sie zur Stadt hoch.

Vilkas sah so lange zu Akkirah, wie es ging. Dann begann er sich auf ihre Aufgabe, die vor ihnen lag, zu konzentrieren. Aela und Varis unterhielten sich. Sie versuchten nicht, Vilkas mit einzubeziehen. Wenn er reden wollte, würde er es schon machen. Am späten Nachmittag des übernächsten Tages erreichten sie Rorikstatt. Die beschlossen im Gasthof zu übernachten. Bis Drachenbrügge würde sie, wenn nichts dazwischen kam nun noch drei Tage brauchen, da der Weg von nun an durch die Berge führte und nicht mehr so eben wie bisher war. Dazu kam, das sich das Wetter verschlechtert hatte und es seit dem frühen Morgen in strömen goss und so die Wege aufgeweicht wurden.

Am nächsten Morgen brachen sie wieder früh auf. Der Wirt hatte ihnen gesagt, das sich wohl einen Räuberbande an dem alten Wachposten bei der Brücke, die sie passieren mussten, eingenistet hatten, die von den Reisenden Wegzoll verlangten oder diese gar töteten. Als sich die Kutsche am frühen Abend dieser Stelle näherte, stiegen die Gefährten außer Sicht der Banditen von der Kutsche. Sie schlichen im Schutz der Felsen am Ufer entlang, um zum hinteren Teil des alten Wachpostens zu gelangen. Dort schwammen sie durch den Fluss, um das andere Ufer zu erreichen. Hier schlichen sie weiterhin ungesehen, zunächst zu dem Wohnbereich des Lagers und töteten erst einmal dort die anwesende Banditen, die sie überraschen konnten. Danach gingen sie auf die restlichen Kerle los. Aela beschoss diese aus dem Hintergrund mit ihren Pfeilen, so dass diese immer wieder in Deckung gehen mussten und Vilkas und Varis so schnell auf sie zustürmen konnten. Einer der Bogenschützen streifte mit einem Pfeil Varis am Arm, bevor er von Aela getötet wurde. Der Kampf war schnell vorbei. Während sich Aela um Varis Verletzung kümmerte, lief Vilkas los um den Kutscher, dessen Name Baran lautete, bescheid zu geben, dass der Weg nun wieder frei sei.

Sie beschlossen hier zu übernachten. In der Hütte war es trocken und es gab genug holz um ein Feuer zu machen, so das sie ihre Klamotten, die vollkommen durchweicht waren, trocknen konnten. Für das Pferd gab es einen Unterstand, so dass auch das Tier die Nacht im Trocknen verbringen konnte. Dank der Vorräte der Banditen konnte sie sich auch ein anständiges Abendessen bereiten. Am folgenden Morgen fuhren sie dann weiter. Der Tag verlief recht ruhig und außer ein paar wilden Tieren begegneten ihnen Unterwegs niemand. Wäre der Regen nicht gewesen hätte man meinen können sie machten eine gemütliche Ausfahrt. Am nächsten Morgen ließ der Regen etwas nach und gegen Mittag wurde es fast trocken. Aber irgendwie schien ihnen das Glück abhanden gekommen zu sein, denn plötzlich, als sie durch ein Schlagloch fuhren, brach die hintere Achse des Wagens und da der Wagen eh gerade aufgrund der Unebenheit der Strasse recht schief stand kippte die ganze Kutsche um.

Sie hatten allerdings Glück im Umglück und keiner geriet unten den Wagen. Allerdings befürchtete Aela, das Vilkas sich seinen Arm wieder gebrochen haben konnte, da er unglücklich damit gegen einen Stein schlug und vor Schmerzen aufschrie. Aela schaute sich den Arm genauer an und stellte erleichtert fest, das ihre Befürchtung nicht eingetroffen war. Allerdings schwoll der Arm etwas an und bereitete so Vilkas ziemliche Schmerzen. Sie versuchte aus den Kräutern, die sie dabei hatte eine kühlende Salbe herzustellen und tat diese auf die Schwellung und verband den Arm anschließend. Dann ermahnte sie Vilkas den Arm die nächsten Tage etwas zu schonen. Er grummelte nur ungehalten, sagte aber nichts weiter dazu.

Während sich Aela um Vilkas gekümmert hatte, hatten Varis und Baran erst mal das Pferd abgeschirrt, das nun grasend am Wegesrand stand. Varis Wunde vom Vortag behinderte ihn glücklicherweise nicht und sie war auch beim Sturz von der Kutsche nicht wieder aufgerissen. Sie untersuchten die Kutsche und versuchten diese wieder aufzurichten. Mit zwei Leuten war das aber unmöglich. Außerdem brauchten sie eine neue Achse. Die Alte war so zersplittert, dass sie sich nicht reparieren lassen würde. Da es eh schon später Nachmittag war, beschlossen sie hier ihr Lager aufzuschlagen und am nächsten Morgen den Rest des Weges zu Fuß nach Drachenbrügge zurück zu legen.

Vilkas schlief die Nacht schlecht. Nicht nur, das er wie immer in Gedanken bei Akkirah war, bereitete ihm sein Arm ziemliche Schmerzen. Akki hätte bestimmt einen helfenden Tee kochen können, aber sie war nicht da. Er vermisste sie fürchterlich und wünschte sich, er könne bei ihr sein. Alleine ihre Berührungen würden ihm seine Schmerzen vertreiben. Irgendwann schlief er dann doch ein. Am folgenden Morgen schien die Sonne. Sie erreichten Drachenbrügge am späten Nachmittag und quartierten sich erst einmal im Gasthof ein. Baran erkundigte sich beim Gastwirt, wo der nächste Schmied zu finden sei, der ihm eine neue Achse für die Kutsche herstellen könne. Dafür müsste er weiter nach Einsamkeit. Hier in Drachenbrügge gab es keine Schmiede. Die Gefährten fluchten. Das würde sie unnötige Zeit kosten, aber es ließ sich nicht ändern. Immerhin hatten sie soviel Glück, das die Kutsche, die regelmäßig zischen Markath und Einsamkeit fuhr gerade da war und so könne Baran am nächsten Morgen mit ihr weiter nach Einsamkeit fahren und sich dort eine neue Achse besorgen, die er dann zwei Tage später, wenn die Kutsche sich wieder auf en Rückweg machen würde, mitnehmen.

Die Gefährten beratschlagten was sie tun sollten. Sollten sie, wenn sie am folgenden Tag etwas über die dunkle Bruderschaft erfuhren, gleich zu Fuß aufbrechen, oder darauf warten, das Baran seine Kutsche wieder reparierte und sie dann zu ihrem nächsten Ziel bringen konnte? Sie beschlossen erst mal abzuwarten, was sie vom Kommandanten erfahren würden. Es war noch mit einer Patrouille unterwegs, daher wollte sie ihm an nächsten Tag aufsuchen. Nachdem sie etwas gegessen hatten begaben sie sich alle auch bald zu Bett.

Baran fuhr am nächsten Morgen wie geplant mit der Kutsche weiter nach Einsamkeit. Vilkas hatte ihm einen Brief für Akkirah mitgegeben, den er in Einsamkeit einem Kurier geben sollte. Die drei Gefährten ließen sich mit ihrem Frühstück viel Zeit. Vilkas Arm war immer noch geschwollen, tat aber nicht mehr so weh wie am Tag zuvor. Aela hatte ihn noch mal mit ihrer Salbe behandelt. Nach dem Frühstück gingen die drei hinüber zum Außenposten Penitus Oculatus, wie das Gebäude, in dem der Kommandant Maro seine Unterkunft hatte, genannt wurde. Sie mussten auch nicht lange warten, bis der Mann Zeit für sie hatte. Als Vilkas sagte, er habe die Anführerin der Dunklen Bruderschaft getötet, war Maro sofort bereit sich mit den Gefährten zu unterhalten.

Sie erfuhren, dass der Kommandant vor einiger Zeit einen Spitzel in die Bruderschaft einschleusen konnte. Es hatte ihm Monate gekostet, bis der Mann das Vertrauen der Bruderschaft erlangte und Zugang zu ihrem geheimen Quartier bekam. Es war dem Mann gelungen die geheime Losung an den Kommandanten weiter zu geben. Allerdings hatte Maro nun seit einiger Zeit nichts mehr von ihm gehört und befürchtete das schlimmste. Aber jetzt, wo die Anführerin tot war, sollte es möglich sein, die Zuflucht, wie die Bruderschaft ihre Unterkunft nannte, zu überfallen und alle dort anwesenden Mitglieder zu töten und damit die Bande auszurotten.

Maro wollte den Gefährten ein paar seiner Soldaten zur Seite stellen, aber die Gefährten lehnten die Hilfe dankend ab. Sie würden alleine schon klar kommen und es war auch unauffälliger, wenn sich nur die drei Gefährten der Zuflucht nähern würden, als wenn noch ein Haufen Soldaten dabei wären. Damit könnte alles verraten werden. Das sah Kommandant Maro ein und so sollten die drei es alleine machen. Maro würde aber dafür sorgen, das einige seiner Männer bei der Reparatur der Kutsche helfen würden, so dass sie schnell Nach Falkenring aufbrechen konnten. Das Angebot nahmen die drei gerne an und so saßen sie fünf Tage später wieder auf der Kutsche und machten sich auf den Weg nach Falkenring.

Da sich die Zuflucht nur eine knappe halbe Tagesreise von der Hauptstadt des Fürstentum Falkenring entfernt befand, beschlossen die Gefährten zunächst dort hin zu fahren und von dort dann zu Fuß sich dem Quartier der Bande zu nähern. Vilkas war zwar nicht sonderlich begeistert in Falkenring zu übernachten, da er etwas gegen den Jarl hatte, nachdem er ihn vor Jahren mal ins Gefängnis werfen wollte. Aber schon bei seinem letzten Besuch der Stadt mit Akkirah hatte sich scheinbar einiges in der Stadt geändert. Möglich dass es daran lag, das der Jarl damals unter dem Einfluss des Banditenanführers stand, den er und Akkirah getötet hatten. Trotzdem mochte er den Mann einfach nicht und wollte nach Möglichkeit nichts mehr mit ihm zu tun haben.

Sieh nahmen wieder den Weg über Rorikstatt. Am liebsten wäre Vilkas von hier erst nach Weißlauf gefahren, um Akkirah kurz zu sehen. Aber sie befürchteten, jeden Tag, den sie verstreichen ließ könnte die Dunkle Bruderschaft aufschrecken. Irgendwann mussten sie ja auch erfahren, dass ihre Anführerin nicht mehr unter den Lebenden weilte. So bat er in Rorikstatt nur den Wirt, einen weiteren Brief für Akkirah nach Weißlauf mit der nächsten Kutsche bringen zu lassen, die hier halt machte. Als sie endlich in Falkenring ankamen gingen sie sofort in den Gasthof sie aßen gemeinsam zu Abend und dann gingen sie alle auf ihre Zimmer. Sie wollten noch vor dem Morgengrauen aufbrechen, um zur Zuflucht der Bruderschaft zu gelangen. Dem Wirt hatten sie nur gesagt, dass sie einen oder zwei Trolle, die angeblich ihr Unwesen hier treiben sollten, erledigen wollten. Sie verließen den Ort auf der Hauptstrasse. Aber kurz nachdem sie Falkenring hinter sich gelassen hatten, schlugen sie sich ins Unterholz. Niemand sollte sie sehen. Die Zuflucht lag nahe an der Hauptstrasse. Es war sonderbar, das kaum jemand sie entdeckt hatte. Als Vilkas, Aela und Varis ihr Ziel erreichten blieben sie erst mal in Deckung und beobachteten die Gegend. Nichts rührte sich. Selbst die Vögel schienen diesen Ort zu meiden, so still war es hier. Seitlich vor dem Eingang befand sich ein dunkler Tümpel. Nachdem sie der Meinung waren, das die Luft rein war, gingen sie hinüber zu der abschreckend verzierten Tür. Vilkas stellte sich vor diese und spracht die Worte, die ihnen Kommandant Maro genannt hatte. Man hatte die Zugangsformel anscheinend nicht geändert. War das nun ein gutes Zeichen oder sollte das eine Falle sein?

Sie beschlossen hineinzugehen. Vilkas machte den Anfang, gefolgt von Varis. Aela ging als letztes.

Der Eingang wurde nicht bewacht. Die Bruderschaft schien sich sicher zu sein, das niemand ihr Versteck finden, geschweige denn betreten würde. Im Inneren übernahm Aela dann die Führung und Vilkas ging an zweiter Stelle. Es war ruhig hier unten. Vorsichtig durchsuchten sie den Raum, der scheinbar das Schlafzimmer von Astrid sein musste, so wie er eingerichtet war. Sie schien das Bett mit jemanden geteilt zu haben, denn es sah aus, als hätte die letzten Tage jemand darin geschlafen. Aela verzog das Gesicht. "Werwolf" flüsterte sie Vilkas unbemerkt zu. Er verstand, was sie damit sagen wollte. Mindestens einer der Bruderschaft war ein Werwolf. Das könnte gefährlich werden, wenn er seine Bestiengestalt annahm. Vorsichtig schlichen sie weiter. In einem großen Raum, von wo aus weitere Gänge abgingen entdeckten sie eine riesige Frostspinne. Diese griff sofort an, aber Aela war mit ihrem Pfeil schneller und so stürzte das Tier, kaum das es zwei Schritte auf die Eindringlinge zugegangen war, tot zu Boden. Hoffentlich gab es nicht noch mehr solcher Haustiere hier. In den Engen Gängen konnten sie sich gut verstecken und plötzlich über sie herfallen. Als sie weitergingen hörten sie Stimmen. Sie warteten einen Moment bevor sie weiter schlichen. Sie Stimmen änderten ihre Position nicht, also mussten sie irgendwo auf einen Haufen zu finden sein denn sie unterhielten sich. Den Stimmen nach zur urteilen, waren es zwei Männer und eine Frau. Sie saßen an einem gedeckten Tisch und sprachen darüber, dass sie es merkwürdig fanden, das Astrid, ihre Anführerin nun schon so lange fort war.

Mehr Leute schienen zurzeit nicht da zu sein. Nachdem Vilkas Aela gefragte hatte, "Wer?" Schüttelte sie nur den Kopf. Also war keine Werwolf unter ihnen. Sie beschlossen direkt anzugreifen und das Überraschungsmoment auszunutzen. Aela griff zu ihren Einhänder und auch Vilkas und Varis zogen ihre Schwerter. Dann stürmten sie in den Raum und überwältigten die drei Mitglieder der Bruderschaft so schnell, so das diese keine Zeit fanden, sich zur Wehr zu setzten. "Es muß noch jemanden gegen. Der Tisch war für vier Personen gedeckt, sagte die Jägerin." Vilkas nickte. "Varis, ihr wartet hier. Aela und ich durchsuchen die restlichen Räume. Varis nickte und stellte sich so hin, das er den Eingang im Auge behielt.

Vilkas und Aela gingen die Holztreppe nach oben und durchsuchten die weiteren Räume. "Den Wolf müssen wir unbedingt bekommen. Ich vermute er ist der gefährlichste von denen hier. Er lag in dem Bett von Astrid. Ich konnte es riechen." "Wir werden ihn bekommen, verlasst euch drauf, Schwester."

Im oberen Bereich fanden sie nichts. sie wollten gerade langsam hinunter gehen, als Aela stockte. " Verdammt, er ist gekommen und er ist als Wolf da. Schnell zu Varis, er hat sonst keine Chance", rief Aela dann und stürmte los. Vilkas folgte ihr. Als sie den Raum erreichten, wo sie Varis zurückgelassen hatten, sahen sie eine riesigen grauen Schatten über Varis gebeugt, der ihn gerade die Brust mit seinem Krallen zerfetzen wollte. Vilkas schrie laut auf und hoffte damit die Bestie von Varis abzulenken. Der Werwolf schaute auf und sah zwei Gestalten auf sich zustürmen. Er ließ von seiner Beute ab und wandte sich den beiden neuen Gegnern zu. Er schien zu überlegen, wer der gefährlichere war. Diese Zeit nutzte Aela um sich selbst in einen Werwolf zu verwandeln. Vilkas hatte das Gefühl es würde ewig dauern, bis Aelas Verwandlung vollzogen war. Er wusste, dass er als Mensch nur wenige Chancen hatte, alleine gegen einen Werwolf zu bestehen, also musste Aela ihre Verwandlung vollenden. Das würde sie aber nur schaffen, wenn der Werwolf sie nicht zuerst angriff. Also griff er direkt an und hoffte, dass er den schnellen Bewegungen der Klauen ausweichen konnte. Es gelang Vilkas tatsächlich, dem Werwolf mit seinem Angriff eine leichte Wunde zuzufügen und dadurch ihn davon abzuhalten, auf Aela loszugehen. Rasend vor Wut sprang das Wesen auf Vilkas los. Dieser versuchte auszuweichen, wurde aber an der linken Seite erwischt und zu Boden geworfen. Danke seiner Rüstung drangen die Krallen nicht all zu tief in sein Fleisch ein. Die so gewonnene Zeit reichte Aela aus, um ihrer Verwandlung zu vollenden. Sie sprang ihrem Gegner in den Rücken und verbiss sich in seinem Nacken. Aber sie erwischte ihn nicht richtig, weil er gerade dabei war sich umzudrehen und so gelang es dem Werwolf Aela abzuschütteln. Allerdings war er durch ihren Angriff ein wenig in seinen Bewegungen eingeschränkt worden.

Die beiden Werwölfe umkreisten sich lauernd. Keiner wollte den ersten Angriff machen. Vilkas versuchte, wieder auf die Beine zu kommen. Die beiden Werwölfe beachteten ihn nicht. Er bückte sich, um sein Schwert aufzusammeln. Als er es endlich in der Hand hatte sprang der fremde Werwolf gerade auf Aela zu. Vilkas versuchte sofort mit seinem Schwert der Bestie in den Rücken zu fallen. Das war aber nicht so einfach denn auch Aela stürzte sich auf den Werwolf und es entstand ein wirres Knäuel, wo man kaum erkennen konnte wer was war. Das Heulen, Knurren und Jaulen der beiden hörte sich schauerlich an. Vilkas lief es kalt den Rücken runter. Dann ließen die beiden kurz von einander ab und in diesem Moment gelang es Vilkas sein Schwert dem fremden Werwolf in die Seite zu jagen. Die Bestie drehte sich um und wollte noch mal auf Vilkas losgehen, der sein Schwert nicht wieder herausziehen konnte und somit waffenlos dastand. Aber Aela setzte sofort nach und es gelang ihr, der Bestie an die Kehle zu kommen und sie zu zerfetzten. Das war das Ende des Werwolfes und auch das der dunklen Bruderschaft. Aela blutete aus mehreren Wunden, aber es schiene nichts Lebensgefährliches zu sein. Vilkas wusste das er ihr jetzt nicht helfen konnte. Sie musste sich erst zurück in einem Menschen verwandeln und das konnte sich noch etwas hinziehen, bis ihr das wieder gelang. So lief er erst mal zu Varis der immer noch regungslos am Boden lag. Lebte er noch? Hatte er mitbekommen was geschehen war? Niemand außer dem Zirkel wusste das Aela ein Werwolf war.

Als sich Vilkas näherte sah, er das Varis die Augen offen hatte. Verdammt, er schien den Kampf mit angesehen zu haben. "Was war das eben?" fragte er. "Ganz ruhig, Bruder. Lasst mich erst mal sehen wie schwer eure Verletzungen sind. Danach können wir reden." Der kaiserliche hatte großes Glück gehabt. Seine schwere Eisenrüstung hatte die Krallen nicht durchdringen lassen und so war nur der Brustpanzer etwas eingedrückt worden. Vilkas versuchte die Schnallen der Rüstung zu öffnen. Um ihn diese ausziehen zu können. Varis stöhnte etwas auf, aber versuchte Vilkas dabei zu helfen. "Es geht schon. Ich schätze ich habe ein paar angebrochene Rippen, aber mehr nicht. Das Atmen fällt etwas schwer. Aber ansonsten geht es mir gut." Vilkas nickte nur. Als es ihnen gelungen war die Rüstung abzulegen, stimmte Vilkas Varis zu. Gebrochen schien nichts zu sein. Sonst würde Varis mehr Schmerzen haben und größere Probleme beim Atmen und möglicherweise Blut spucken. Das tat er alle nicht. ‚Wo bleib nur Aela?' fragte sich Vilkas, langsam sollte sie doch wieder ihre menschliche Gestalt angenommen haben. Er hatte noch nicht zu Ende gedacht, als sie auch schon auftauchte. Ihre Arme waren mit unzähligen Kratzern übersäht. Wahrscheinlich hatte sie unter ihrer Rüstung auch weitere, aber es schien wirklich alles nur oberflächlich zu sein. Trotzdem fragte er: "Alles in Ordnung mit euch, Schwester?" Sie nickte. "Nur ein paar Kratzer, die verheilen schnell wieder." Dann wandte sie sich Varis zu. "Wie geht es euch?" "Ich sagte schon zu Vilkas, nur ein paar Rippen angeknackst, mehr nicht. Allerdings würde ich gerne wissen, was das eben war? Habt ihr euch wirklich in einen Werwolf verwandelt?"

Aela sah Vilkas an. Dann wandte sie sich zu Varis. "Ja, ich bin ein Werwolf. Niemand außer den Mitgliedern des Zirkels weiß davon und ich bitte euch, das Geheimnis zu wahren. Ich nutze die Bestiengestalt nur in absoluten Notfällen. Nur so war es uns damals möglich, Vilkas und Akkirah im Schattenstollen Refugium aufzuspüren." Varis schwieg einen Moment. "Da der Zirkel keinen Einwende dagegen hat, steht es auch mir nicht zu, euch deshalb zu verurteilen. Niemand wird etwas von mir erfahren. Ihr habt mein Wort darauf." "Ich danke euch." Varis wollte versuchen aufzustehen. Aber Aela hielt ihn davon ab. Bleibt noch etwas liegen. Ich habe oben ein Alchemielabor gefunden. Dort kann ich eine Salbe zusammenstellen, die eure Schmerzen etwas lindern wird. Danach lege ich euch einen Stützverband an." Sie stand auf und ging nach oben, um die Salbe anzurühren.

Zwei Stunden später waren sie dann langsam auf dem Weg zurück nach Falkenring. Am späten Abend erreichten sie den Ort, denn sie kamen nur langsam vorwärts, da es Varis doch schwer fiel zu laufen. Im Ort gaben sie dem Wachhabenden Offizier bescheid, das sie die Dunkle Bruderschaft ausgemerzt hatten. Dieser staunte, versprach aber eine Nachricht an Kommandant Maro in Drachenbrügge zu schicken. Dann begaben sie sich wieder in den Gasthof, wo sie erst mal etwas aßen, bevor sie alle todmüde in die Betten fielen. Vilkas tat sich etwa von der Salbe, die ihm Akkirah mitgegeben hatte, auf die Wunden, die er von den Krallen des Werwolfes erhalten hatte. sie waren nicht tief und würden in einigen Tagen verheilt sein.

Bevor sie am nächsten Morgen aufbrechen wollten, tauchte mal wieder eine Wache des Jarls auf und verlangte dass die drei sich zum Jarl begeben sollten. 'Nicht schon wieder', dachte Vilkas, 'was wollte der verdammte Kerl diesmal von ihm.' Aber es bleib ihm und den anderen nichts übrig als sich dem Wunsch zu beugen und so gingen sie zum Langhaus des Jarls. Der Voigt des Jarls empfing die drei. "Ich hoff wir müssen nicht wieder stundelang warten, bis wir vorgelassen werden", meinte Vilkas nur grimmig und ungehalten.
"Nein", bitte folgt mir.
Der Jarl wartete schon auf die drei.

"Ich habe vernommen, dass ihr dem Fürstentum einen großen Gefallen getan habt, indem ihr die Mörderbande, die sich hier eingenistet hatte, beseitigt habt. Dafür möchte ich mich bei euch bedanken." Er ließ sich von einem der Diener drei Schriftrollen reichen. "Hiermit dürft ihr euch ein Stück Land aussuchen und in Besitz nehmen, solange nicht schon jemand anderes Anspruch darauf erhoben hat. Wenn ihr euch für ein bestimmtes Stück entschieden habt, teilt es meinem Voigt mit und er wird es dann ordentlich in den Karten vermerken."

Die drei waren recht erstaunt als sie das hörten. Dass der Jarl so großzügig sein würde hätten sie nicht erwartet. Sie bedankten sich und zogen sich dann zurück und machten sich auf den Weg nach Weißlauf. Baran hatte die Kutschen schon vorgefahren, so dass sie gleich losfahren konnten. Drei Tage später erreichten sie die Ställe von Weißlauf.

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