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066 Wieder in Rifton

Das Wetter auf den Weg nach Rifton war schön gewesen. Die Sonne schien durchgehend und kaum ein Wölkchen war zu sehen. Nachts war der Himmel sternenklar, wobei es dann aber auch recht kalt wurde, was Akkirah und Vilkas aber kaum störte, da sie sich gegenseitig wärmten. Vilkas fuhr die ganze zeit auf der Kutsche, während Akkirah ab und an in den Sattel von Fiinja stieg und neben der Kutsche ritt. Vilkas wäre es lieber gewesen sie würde bei ihm sitzen und war froh als sie endlich Rifton sahen. Aufgrund des schönen Wetters waren sie schnell vorwärts gekommen. Nach ihrer Ankunft brachte Akkirah als erstes Fiinja in den Stall und kümmerte sich um sie. Vilkas ließ sich im Stroh nieder und beobachtete sie dabei. Glücklicherweise hatten sie kaum Gepäck dabei, so mussten sie auch nicht viel nach oben tragen, als Akkirah endlich fertig war.

Als sie das Haus betraten riss Akkirah erst mal alle Fenster weit auf, um frische Luft hinein zu lassen. Dann beschlossen sie schnell auf den Markt zum Einkaufen zu gehen. Nachdem das erledigt war und die Einkäufe auf dem Küchentisch lagen, schnappten sich die beiden ihre Handtücher und liefen so schnell es Vilkas Bein mit Hilfe des Stocks zuließ hinunter zum Wasser. Akkirah stützte Vilkas etwas als sie ins Wasser gingen. Wenn er im Wasser war, merkte er kaum, dass er noch nicht so laufen konnte wie er wollte. Dort konnte er sich relativ frei bewegen, Aber Akkirah einholen konnte er dort auch nicht, was ihn aber nicht weiter störte, denn das hatte er selbst als er gesund war, nie geschafft.

Die beiden jagten sich gegenseitig im Wasser, bis sie müde wurden. Sie schwammen langsam zurück an den Strand und legten sich ins Gras und ließen sich von der bald untergehenden Sonne trocknen. Akkirah hatte eine Hand unter ihren Kopf gelegt und die zweite ruhte auf ihrem Bauch. Nach einer Weile richtete sich Vilkas, der sich neben sie gelegt hatte, auf und sah Akkirah an.
"Was ist mit euch mein Liebster? Was schaut ihr mich so an?"
Er seufzte. "Ihr seid einfach wunderschön, wenn ihr so daliegt, mein Herz." Vorsicht legte er seine Hand neben die ihre auf ihren Bauch. Akirah erschauderte durch die Berührung.
"Es wächst, man kann es sehen, wenn man genau hinschaut", sagte Vilkas leise. "Ihr werdet langsam runder."
"Ich hoffe das dauert noch etwas, schließlich haben wir noch ein wenig vor, bevor unser Würmchen das Licht der Welt erblickt." Sie sah Vilkas in seine Eingrauen Augen. Er erwiderte schweigend ihren Blick. Als Vilkas spürte, das Akkirah eine leichte Gänsehaut bekam, da die Sonne unterging und es kühler wurde, stand er auf und holte ihre Bekleidung.
"Kommt, mein Herz, wir sollten hoch gehen. Es wird kühl und ich habe außerdem Hunger." Sie nickte und zog sich dann ihre Kleider über. Arm in Arm gingen sie dann hoch zum Honigheim. Drinnen entfachte Vilkas das Feuer im Kamin Während Akkirah mit den Vorbereitungen für das Essen begann. Eine Stunde später saßen sie gemütlich am Küchentisch und aßen was sie gemeinsam zubereitet hatte. Danach begaben sie sich zu Bett wo sie auch bald einschliefen.

Am nächsten Morgen erwachte Akkirah vom Duft des frischen Tees den Vilkas zubereitet hatte. Die Sonne war schon lange aufgegangen. Sie staunte, denn normal war sie vor Vilkas wach. Als er mit dem Tablett, auf dem er ihr gemeinsames Frühstück gepackt hatte, zu ihrem Bett kam, wollte Akkirah erst schimpfen, denn er lief ohne Hilfe seines Stocks. Aber sie ließ es sein, denn sie war glücklich, dass er schon so gut gehen konnte. Und sie wusste, er war vernünftig genug, zu wissen, was er sich zutrauen konnte und was nicht. Also setzte sie sich nur lächelnd auf und nahm ihm das Tablett ab, damit er sich zu ihr setzen konnte.

Während sie gemeinsam im Bett Frühstückten überlegten sie wie sie die nächste Zeit verbringen wollten. Da Vilkas Akkirah nicht mehr alleine lassen wollte, wie er ihr ja schon in Weißlauf gesagt hatte, würde er sie morgens zum Stall begleiten. Anschließend würden beide gemeinsam schwimmen gehen. nach dem Frühstück war erst eine Runde Rudern angesagt und danach würden sie etwas spazieren gehen. Nach dem Mittag noch mal eine Runde schwimmen und anschließend würden sie etwas auf Fiinja reiten. Die Abende wollten sie dann entspannt auf der Terrasse genießen, wenn das Wetter es zuließ. Das war ihr Plan für die nächsten drei Wochen. Danach wollten sie langsam sehen, je nachdem wie Vilkas bis dahin ohne Stock laufen konnte, mit dem Waffentraining anfangen. Die Jarl hatte ihnen angeboten, im Hof der Festung Nebelschleier zu trainieren.

Und so ging dann die Zeit dahin. Nach zwei Wochen lief Vilkas fast nur noch ohne Stock herum. Akkirah achtete aber immer drauf, das er sich nicht übernahm. Nachdem Vilkas ohne Stock gehen konnte, besuchten sie ab und an Brynjolf in der Diebesgilde. Dafür nutzen sie den Geheimgang nahe den Ställen, denn durch den Rattenweg war es beiden zu unsicher. Und auch wenn Vilkas das Treiben der Diebe nicht guthieß, hatte er sich doch damit abgefunden, dass sie Akkirahs Freunde waren und auch für ihn immer mehr dazu wurden.

Als Vilkas sich sicher genug auf den Beinen fühlte, begann er wie geplant mit dem Training in Übungshof der Festung. Am Anfang konnte er ein Schwert noch nicht lange schwingen und seine Bewegungen waren recht ungelenk, aber nach und nach ein paar Tagen wurde es immer besser. Akkirah saß meist im Hof und beobachtet ihn dabei. Hin und wieder trainierte sie auch selbst mit ihrem Einhänder.

Nach drei Wochen kämpfte er zum ersten Mal seit langen gegen eine der Wachen der Jarl. Dazu nutzen sie stumpfe Übungsschwerter. Bis Vilkas seine alte Form wieder hatte, würde wohl noch einiges an Zeit vergehen. Zurzeit war er einfach noch viel zu langsam und Akkirah merkte, das es ihn ziemlich ärgerte und er anfing wieder leicht ungehalten zu werden. Sie gab sich alle Mühe ihn immer aufzubauen und jeden fortschritt den er machte, als großen Schritt zu sehen. Aber Vilkas fing wieder an ungeduldig zu werden.

An einem Nachmittag, es war wunderschönes Wetter, war Vilkas wieder zur Festung hochgegangen und Akkirah begleitete ihn wie immer. Da sich Akkirah etwas unwohl fühlte, weil sie wohl zu lange in der prallen Sonne am Vormittag nach dem Schwimmen gesessen hatten, hatte sie sich hinter den langen überdachten Tisch beim Übungsplatz gesetzt ins Gras gesetzt. Sie saß noch nicht lange da, da gesellte sich Margaretha, die Verlobte des jüngeren Sohns der Jarl zu ihr. Akkirah und sie verstanden sich recht gut und so waren sie bald in ein Gespräch versunken und achteten nicht mehr auf das, was auf dem Übungsplatz passierte. Während sich die beiden Frauen angeregt unterhielten war der ältere Sohn von Laila Rechtsprecher, Harrald, auch auf den Übungsplatz gekommen. Er war ein kräftig gebauter Mann, der glaubte auf Grund seiner Abstammung und seines Aussehens würde ihm die Welt zu Füßen liegen. Besonders die Damen. Nur dummerweise hatten weder Akkirah noch Margaretha etwas für diesen ungehobelten Kerl übrig und beachteten ihn einfach nicht.

Das ärgerte Harrald sehr und er versuchte seinen Ärger an Vilkas auszulassen, indem er ihn ständig provozierte und als unfähig hinstellte. Das konnte Vilkas nicht auf sich sitzen lassen und forderte Harrald zu einem Zweikampf heraus. Dieser nahm die Herausforderung gerne an und es kam wie es zu erwarten war, zu einer schnellen Niederlage von Vilkas, was diesen nur noch weiter ärgerte. Harrald hatte auch mehrfach auf Vilkas Bein draufgehalten um ihn zu Fall zu bringen. So fühlte sich Vilkas nun wie ein geprügelter Hund und wollte so schnell wie möglich nur noch weg. Akkirah hatte so gut wie nichts davon mitbekommen, denn sie und Margaretha hatten sich zwischendurch etwas auf dem Rasen hinter den Bänken hingelegt.

Erst als Vilkas nach ihr rief sprang sie auf und sah zu ihm hinüber. Sein Gesichtsausdruck ließ nichts Gutes verheißen. Zumal er nicht auf sie wartete sondern einfach schon mal Richtung Festungsausgang ging.

So schnell sie konnte versuchte sie ihm zu folgen. Sie waren es gewohnt nach der Übungsstunde in der Festung die Stadt durch das Südtor zu verlassen und dann gemütlich durch den Wald außerhalb der mauern zurück zum Honigheim zu gehen und meist noch eine Runde zur Entspannung schwammen, bevor sie sich ins haus begaben um das Abendbrot vorzubereiten. Diesen Weg hatte Vilkas auch eingeschlagen. Akkirah rief Vilkas als er den Weg zum Tor einschlagen wollte, nach: "Wartet doch bitte auf mich." Dabei übersah Akkirah ein kleines Mädchen, das von Grelot, der Vorsteherin des Waisenhauses begleitet wurde und rannte das Mädchen fast über den Haufen. Sowohl das Mädchen als auch Akkirah kamen aus dem Gleichgewicht und fielen zu Boden. Glücklicherweise hatten beide den Sturz gut abgefangen, und es war ihnen nichts passiert, aber Grelot fing sofort an, das Mädchen anzufauchen und auszuschimpfen, es möge doch gefälligst aufpassen, wo es langginge.
"Das Mädchen trifft da wohl keine Schuld und es gibt keinen Grund sie auszuschimpfen", sagte Akkirah darauf hin etwas ungehalten. "Ich bin diejenige, die besser hätte aufpassen müssen und nicht blindlings auf den Weg rennen dürfen." Akkirah wandte sich an das eingeschüchterte Mädchen." Es tut mir leid, Kleines. Ich habe bin einfach drauflos gelaufen ohne mich umzuschauen."
"Was fällt euch ein meine Erziehungsmethoden in Frage zu stellen?" Grelot hob ihren Krückstock und fuchtelte damit vor Akkirah herum und es machte den Eindruck als würde sie Akkirah damit aufspießen wollen.

In der Zwischenzeit war Vilkas umgekehrt. Er hatte bemerkt das Akkirah zurückgeblieben war und als er sah das sie stürzte geriet er in Panik. Das hatte er nicht gewollt. Er wollte nur aus der Stadt heraus um sich wieder zu beruhigen. Als er sah das Grelot Akkirah mit dem Stock bedrohte stürmte Vilkas so schnell er konnte herbei und stellte sich schützend vor Akkirah. Dann machte er drohend einen Schritt auf die Heimleiterin, die nun ihrerseits in Panik geriet. Sie ging einen Schritt rückwärts und stolperte dabei über einen losen Stein und fiel rückwärts gegen das Geländer. Dummerweise war genau an dieser Stelle vor ein paar Tagen während einer Schlägerei zwischen den Wachen das Geländer gebrochen und erst mal nur notdürftig mit leichten dünnen Holzleisten geflickt worden. Diese hielten aber selbst dem eigentlich nicht großen Gewicht von Grelot nicht stand und so stürzte diese in die Tiefe.

Vilkas trat kreidebleich an das zerbrochene Geländer und schaute hinunter. Unten auf dem Steg lag Grelot mit verdrehten Gliedmaßen und rührte sich nicht mehr unter ihrem Kopf bildete sich eine größer werdende Blutlache. Akkirah hatte das Mädchen in den Arm genommen, das zu weinen angefangen hatte.

"Das wollte ich nicht", sagte Vilkas leise. "Es war ein Unfall." Er sah verzweifelt zu Akkirah hinüber." Eine der Wachen, die den Vorfall mitbekommen hatte war hinunter gegangen, um zu sehen ob man Grelot noch helfen konnte. Die andere war oben geblieben. Als der Wachmann unten bei Grelot ankam und sie untersucht hatte, schüttelte er nur den Kopf. Die alte Frau war tot.

Zwischenzeitlich hatte sich eine größere Menschenmenge angesammelt. Auch Constance, die neben Grelot im Waisenhaus arbeitete war herbeigekommen, als sie den Auflauf durch eines der Fenster sah. Sie nahm Akkirah das Kind ab und brachte es erst mal ins Haus. Akkirah ging zu Vilkas hinüber. In dem Moment trat Harrald dazu. Es schien ihm eine willkommene Gelegenheit Vilkas noch mal eines draufzugeben.

"Gegen einen echten Krieger nicht bestehen können, also muß man sich an wehrlosen alten Frauen vergreifen." Akkirah wurde wütend: " Es war ein Unfall. Vilkas hat Grelot nicht angerührt." Sie legte ihre Arme um ihren Mann. Vilkas sagte nichts.

Die Wache, die das Ganze beobachtet hatte bestätigte Akkirahs Aussage: " Es war ein Unfall, sie ist gestolpert und dann durch das geflickte Geländer gestürzt. Vilkas hat sie nicht angefasst."
"Ob es ein Unfall war oder nicht, das habt nicht ihr zu entscheiden. Das steht nur meiner Mutter zu. Der Mann gehör ins Gefängnis bis das Ganze geklärt ist." Harrald genoss es, sich hier so aufspielen zu können. Er wandte sich an zwei weitere Wachen "Nehmt ihn fest und bringt in ins Gefängnis."

Die beiden Wachen wollten tun, was der Sohn der Jarl ihnen angeordnet hatte, aber Akkirah stellte sich ihnen in den Weg. "Ich bin Thane von Rifton und wenn ich sage mein Mann ist unschuldig, dann sollte es doch wohl einiges an Gewicht haben." Die beiden Wachen wurden unsicher und blieben stehen.

"Ihr mögt Thane sein, aber er ist es nicht und nicht ihr werdet beschuldigt, sondern euer Gemahl. Er wird solange, bis meine Mutter entschieden hat was geschehen soll, ins Gefängnis gehen."
"Wenn er da rein muß, werde ich es auch tun. Ich bin genau so Schuld an dem Unfall wie er."
Nun mischte sich Vilkas ein. " Mein Herz, ich werde alleine gehen. Es ist alles meine Schuld." Er senkte den Kopf.
"Nein, mein unschuldiger Wolf, ich bleibe an eurer Seite, egal was passiert. Ich werde euch nicht verlassen." Sie küsste ihn und es war ihr egal, ob die Leute um sie herum standen.

Margaretha, die das Ganze schweigend aus dem Hintergrund verfolgt hatte, war in der Zwischenzeit in die Festung zu der Jarl gegangen, um zu berichten, was draußen vor sich ging. Gerade als die Wachen noch mal vortreten wollten, um Vilkas festzunehmen, trat Laila gemeinsam mit ihrem Huscarl Unmid Schnee-Schuh und Anuriel, der Voigt heraus um sich selbst ein Urteil zu bilden, was vorgefallen war.

"Was ist hier vorgefallen? Lorn, ihr hatte Wache vor dem Palast, was habt ihr gesehen?"
"Vilkas ist Schuld, das Grelot durch die zerstörte Absperrung gefallen ist, Mutter", mischte sich Harrald ungefragt ein, bevor Lorn auch nur etwas sagen konnte. Laila drehte sich zu ihrem Sohn um und sagte im strengen Ton: "Ich habe Lorn gefragt und nicht euch. Ihr werdet euch hinein begeben und drinnen auf mich warten." Eingeschnappt und beleidigt tat Harrald, wie ihm geheißen, denn er spürte dass seine Mutter recht ungehalten war, so scharf wie sie ihn ansprach. Die Jarl war bemühte, sich ihren Ärger auf ihren Sohn nicht anmerken zu lassen. Am liebsten hätte sie ihm eine Ohrfeige verpasst. Sie hatte ihm gestern Morgen beauftragt, das Geländer richtig reparieren zu lassen und es war mal wieder nichts geschehen. Was war sie doch mit diesen ihren beiden Söhnen gestraft, dachte sie. Der älter, der ihr nachfolgen sollte, war selbstverliebt, arrogant und kümmerte sich um nichts, außer sein eigenes Wohlbefinden und ihr jüngerer Sohn stand auf Seiten der kaiserlichen und wenn es nach ihm ginge, würde Rifton sich dem Kaiserreich anschließen.

"Also Lorn, was ist vorgefallen."
"Nun, meine Jarl. Akkirah folgte etwas stürmisch ihrem Mann und stieß dabei mit einem Mädchen, das sich in Begleitung von der alten… ähm, äh Grelot befand, zusammen. Es kam zu einem Wortgefecht zwischen den beiden Frauen, von dem ich nichts verstanden habe. Dann begann Grelot Akkirah mit ihrem Gehstock zu attackieren und Vilkas stürzte dazwischen. Er machte dann einen Schritt nach vorne, während Grelot nach hinten auswich. Dabei stolperte sie über einen losen Stein und fiel rückwärts gegen das Geländer, das ihrem Gewicht nicht standhielt und so stürzte sie in die Tiefe. Das war das, was ich gesehen habe."
"Ich danke euch, Lorn. Wie ist es mit den anderen umstehenden? Hat jemand etwas anderes gesehen?"
Niemand außer einer weiteren Wache, die gerade ihre Runde auf dem Markplatz drehte, hatte etwas gesehen, und diese bestätigte die Aussage von Lorn.
"Damit sollte es klar sein. Es handelt sich hier um einen Unglücksfall. Vilkas hat Grelot nicht absichtlich hinab gestoßen. Er kann gehen." Damit drehte sie sich um, denn sie hatte in der Festung noch mit Harrald ein Hühnchen zu rupfen.

Akkirah war erleichtert als sie die Worte vernahm und fiel Vilkas glücklich um den Hals. Dieser sagte weiterhin nichts und legte seine Arme fast mechanisch um Akki. "Lasst uns heimgehen, mein Liebster, flüsterte Akkirah Vilkas leise ins Ohr. Er nickte nur und dann gingen sie zum Südtor, und nahmen den Weg, den sie auch ursprünglich gehen wollten. Weder Akkirah noch Vilkas hatten Lust sich in der Stadt mit irgendwem über das Geschehene zu unterhalten, was zwangsläufig passieren würde, wenn sie den kurzen Weg durch die Stadt nahmen. Akkirah bemerkte das Vilkas ein wenig humpelte. Solange sie in der Nähe des Stadttores waren sagte sie nichts. Erst als sie weit genug entfernt waren, so das die dort postierten Wachen nichts mehr hören könnten, blieb sie stehen. "Vilkas, was ist mit eurem Bein?"
"Macht euch keine Sorgen, mein Herz", antwortete Vilkas, "Es ist nichts."
"Das glaube ich nicht, Vil. Wenn nichts wäre würdet ihr es nicht ein wenig nachziehen."
"Es ist nichts", er wirkte etwas ungehalten. "Lasst uns einfach nach Hause gehen."

Akkirah drängte nicht weiter nach, obwohl sie sich Sorgen machte. Wenn Vilkas sich auf Stur stellte, war es besser ihn vorübergehend zu lassen. Es war heute Nachmittag auch alles zu viel gewesen und dazu noch das Unglück mit Grelot. Daher legte sie nur ihren Arm um Vilkas und so gingen sie dann langsam schweigsam nach Hause.

Im Honigheim angekommen, bat Akkirah Vilkas seine Rüstung abzulegen und sich hinzulegen, damit sie sich, auch wenn nichts wäre, sein Bein einmal anschauen könne. Recht unwillig, das merkte Akkirah ihm an, tat er, um was sie ihn gebeten hatte. Sie selbst setze sich auf die Bettkante. Vilkas Bein wies einige blaue Striemen auf, wo Harralds Schwert ihn getroffen hatte, aber sonst war nichts zu erkennen. Das beruhigte Akkirah und sie sah Vilkas erleichtert lächelnd an. Er blieb weiterhin ernst und sagte nichts.

"Vil, mein Liebster, was ist los mit euch? Warum redet ihr nicht mit mir?" nun wurde ihr Blick ernst. "Habe ich irgendwas getan, was euch verärgert hat? War es nicht in Ordnung, dass ich mich mit Margaretha unterhalten habe?"

Vilkas richtete sich erschrocken auf. "Mein Herz, ihr habt mich nicht verärgert. Wie könnt ihr so etwas nur glauben? Ich selbst war es mal wieder, der sich falsch verhalten hat. Und nun ist durch mein fehlerhaftes überstürztes Handeln ein Mensch gestorben. Was bin ich denn schon? Jemand der es nicht schafft seine Frau zu beschützen und auf sie zu achten. Ich habe euch einfach stehen lassen, weil ich wütend war. So hat sich ein Mann nicht zu verhalten." Er senkte traurig seinen Kopf. "Ich bin es nicht Wert, an eurer Seite zu sein. Ich bereite euch nur Ärger und Sorgen. Was wird unser Kind von so einem Vater halten, der unzuverlässig und unberechenbar ist?"

Ganz sanft legte Akkirah ihre Arme um Vilkas und schmiegte sich an ihn. "Ach, mein Liebster. Unser Kind wird euch für den besten Vater halten, den es haben kann. So wie ich euch für den wundervollsten Mann halte, den ich gegen nichts auf der Welt tauschen möchte, und zwar genauso wie ihr seid."

Vorsichtig legte auch Vilkas seine Arme um sie. Er war aber immer noch recht angespannt. "Ihr dürft euch nicht so viele Gedanken machen, mein Liebster. Und gebt euch nicht die Schuld an dem heutigen Unglück. Ihr habt nichts Unrechtes getan." Sie streichelte ihm über den Rücken, vorbei sie durch sein Hemd die Narben spüren konnte. Vilkas seufzte nur schwer, sagte aber nichts. Nachdem sie so lange Zeit schweigend so da gesessen hatten, löste sich Akkirah vorsichtig aus Vilkas Armen.

"Ich sollte langsam mal die Rüstung ablegen, so ist es doch recht unbequem." Sie strich Vilkas eine Haarsträhne aus dem Gesicht und sah ihn an. Sein Blick war immer noch ernst und verschlossen. Sie konnte ihn gut verstehen. Sie würde auch nicht gerade glücklich sein, wenn sie sich an einem Unfall Schuld fühlen würde. Sie gab ihm och eine Kuss, dann stand sie auf um sich der Lederrüstung zu entledigen. Diese war eine Sonderanfertigung von Balimund, denn in ihre Wolfsrüstung passte sie nicht mehr rein, ohne sich beengt zu fühlen. Das Kind in ihr wurde halt langsam größer und brauchte mehr Platz. Die Lederrüstung, die Balimund angefertigt hatte ließ sich noch verstellen, so dass sie diese hoffentlich einige zeitlang tragen konnte. Sie bot zwar nicht mehr ganz so viel Schutz wie ihre Wolfsrüstung, war aber immer noch besser, als nur einfache Kleidung. Nachdem sie die Rüstung auf einen Stuhl gelegt hatte, zog sie ein einfaches Kleid über. Normalerweise würde sie so nicht rumlaufen, aber es war zurzeit einfach am bequemsten.

Nachdem sie sich umgezogen hatte, setze sie sich wieder zu Vilkas, der immer noch auf dem bett saß und ihr die ganze zeit zugeschaut hatte. "Würdet ihr Wasser holen, mein Liebster? Wir haben Hunger", sie fuhr mit ihrer Hand über ihren Bauch und sah Vilkas an. Er lächelte und nickte. Dann nahm er sich den Eimer und ging hinab zum Brunnen bei den Ställen, um frisches Wasser zu holen. Als er zurückkam, war Akkirah dabei Gemüse zu schneiden. Zuvor hatte sie schon das Hirschfleisch mit Kräutern eingestrichen und für den Bratspieß vorbereitet.

Vilkas war etwas erstaunt. "Wolltet ihr heute nicht Fasan machen?"
Akkirah sah ihn lächelnd an." Ihr mögt Hirschbraten aber lieber, also habe ich umgeplant."
Vilkas stellte den Eimer ab und nahm Akkirah in die Arme. "Ich liebe euch, mein Herz", seufzte er.
"Und ich euch." Dann wies sie mit dem Kopf zu den beiden Töpfen, die schon über dem Feuer hingen. "Könnt ihr dort etwas Wasser für die Kartoffen und das Gemüse hinein tun. Und euch dann anfangen, das Fleisch zu braten?"

Vilkas nickte und tat, um was sie ihn gebeten hatte. Während er den Spieß am Feuer immer drehte begann Akkirah draußen den Tisch zu decken. Die Sonne schien och immer und es war schön warm. Eine Dreiviertelstunde später saßen beide auf der Bank und machte sich über das gemeinsam zubereitete Essen her. Als sie fertig waren, legte Akkirah ihren Kopf an Vilkas Schulter und er legte seine Arme um sie. So saßen sie lange schweigend in der untergehenden Sonne und genossen es einfach nur ungestört beisammen zu sein.

"Euer Bauch wächst nun aber deutlich an, mein Herz", sagte Vilkas nach einiger Zeit. Er hatte vorsichtig seine Hand darauf gelegt. "Ja", seufzte sie, "und ich denke wir sollten bald aufbrechen, um zu den Graubärten zu gelangen, bevor ich nicht mehr fähig bin, dort rauf zu gehen." Sie drehte sich so um, damit sie ihm ins Gesicht sehen konnte. "Glaubt ihr wir könnten nächste Woche aufbrechen? Und anschließend zurück nach Weißlauf gehen?"

"Wenn ihr es für richtig haltet, werden wir aufbrechen, mein Herz. Aber ihr wollt anschließend nicht hierher zurück?" wunderte er sich. "Bis zur Geburt dauert es doch noch eine Weile und ihr seid doch so gerne hier am See."

"Ich bin gerne da, wo ihr seid und ich weiß, das ihr lieber in Weißlauf wärt. Ihr seid nun wieder soweit, dass ihr das tägliche Schwimmtraining nicht mehr braucht. Also können wir auch zurückgehen. Und eure Kampffertigkeiten trainiert ihr besser in Jorrvaskr. Also gibt es keinen Grund mehr, länger hier zu verweilen."

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